Interview

Markus Jäger, Geschäftsführer BVM

„Wer seine Prozesse im Griff hat, besteht.“

Der neue Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Metall (BVM), Dipl.-Ing. Markus Jäger aus Essen, hat seine Tätigkeit vor rund einem halben Jahr aufgenommen. Für metallbau hat Melanie Schlegel bei ihm nachgefragt, wie er zu den großen Themen Metaller-Nachwuchs, Internationalisierung und Digitalisierung steht.

metallbau: Das Thema Digitalisierung ist derzeit das wohl am häufigsten erwähnte Thema im Handwerk. Welche Erfahrungen aus der Branche diskutieren Sie im Verband?

Markus Jäger: Der Fokus bei der Digitalisierung liegt ganz klar in der Prozessoptimierung. Die Metallbaubetriebe, die wir vertreten, sind dabei ganz unterschiedlich aufgestellt. Das reicht vom Ein-Mann-Betrieb bis hin zu großen Unternehmen mit 300, 400 Mitarbeitern. Entsprechend unterschiedlich ist auch deren Herangehensweise an das Thema Digitalisierung. Kleine Betriebe helfen sich hie und da schon per WhatsApp, einige erfassen die Arbeitszeiten digital oder erfassen die Urlaubsplanung. Generell erleben wir einen recht pragmatischen Umgang mit der Digitalisierung.

metallbau: Das klingt aber noch nicht sehr zukunftsweisend. Worin liegen Ihrer Meinung nach die echten Chancen der Digitalisierung?

Jäger: Das zeigen uns modern und jung aufgestellte Betrieben wie der von Ingo Lederer. Solche „Leuchttürme“ halten uns immer vor Augen, wie sich Metallbaubetriebe optimieren können und wie ein positiver Blick in die Zukunft aussehen kann.

metallbau: Welche Hindernisse sehen Sie noch immer, wenn es um die Digitalisierung geht?

Jäger: Eine der größten Schwachstellen ist leider noch immer die mangelhafte digitale Infrastruktur in unserem Land. Unlängst berichtete ein Metallbauer, der bei Restaurierungsarbeiten alte Tore in 3D vermessen hat, dass an seinem Unternehmensstandort noch kein Glasfaserausbau stattgefunden hat. So stand er da mit seinem High-tech-Aufmaß mit bis zu 2.000 Fotos und konnte diese nicht weiterverwerten, da er ein deutlich stabileres und verlässlicheres Netz benötigt hätte. Wir vom BVM fordern daher vom Staat einen flächendeckenden 5G-Breitbandausbau.

metallbau: Neben der Digitalisierung ist ja auch die Internationalisierung von Metallbaubetrieben eine zukunftsfähige Strategie. Wie unterstützen Sie hier die Betriebe seitens des BVM?

Jäger: Mit dem BVM sind wir natürlich vorwiegend in technischen Fragen stark, also wenn es zum Beispiel um internationale Normung und Unterstützung der Betriebe bei technischen Fragen geht. Unser Engagement in CEN- und ISO-Ausschüssen zahlt sich dort aus. Im Bereich der Außenwirtschaft sind auch die Handwerkskammern wichtige Ansprechpartner.

metallbau: Bei allen guten Innovationen und zukunftsfähigen Strategien: Wenn der Nachwuchs ausbleibt, wird es düster! Wie wollen Sie den Nachwuchs für das Metall-Handwerk begeistern?

Jäger: Wir müssen hier ganz neue Impulse auslösen und schon den Schülern alle Vorteile eines Handwerksbetriebs aufzeigen. Ich denke da an die Vielfalt allein auf dem Gebiet moderner Fertigungstechniken und an ein gutes Arbeitsumfeld. Wenn jemand Herzblut und Leidenschaft für das Handwerk mitbringt, kann ich nur sagen: Super! Lasst euch bloß nicht einschränken, sondern macht einfach euer Ding!

metallbau: Warum haben sich dann die Verantwortlichen gegen eine Beteiligung von begabten Metallern bei den WorldSkills ausgesprochen? Das wäre doch ein toller Anreiz!

Jäger: Die WorldSkills bilden unser Berufsbild nicht wirklich ab. Der Wettbewerb verlangt vor allem Know-how im im Fertigungsverfahren „Schweißen“. In Deutschland aber gibt es diese Berufsausbildung schon seit rund 20 Jahren nicht mehr. Wir bilden Metallbauer aus. Deshalb hat man sich entschieden, sich gegebenenfalls lieber an den EuroSkills zu beteiligen. Hier ist es geplant, den Metallbau aufzunehmen.

metallbau: Welches Thema liegt Ihnen persönlich sehr am Herzen?

Jäger: Es wäre wunderbar, wenn sich die Betriebe für die Zukunft gut aufstellen, damit sie auch schlechte Zeiten überstehen können. Dabei spielt meiner Meinung nach die Prozess-optimierung im Betrieb eine entscheidende Rolle. Wer seine Prozesse im Griff hat, besteht!

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