Metallbautag 2022
Hybrid in WagrainTrotz hybridem Angebot kamen Ende April mehr als 170 Teilnehmer zum Österreichischen Metallbautag. Im Vorfeld war die Veranstaltung coronabedingt mehrfach verschoben worden. Zum Netzwerken am Vorabend waren bereits 100 Gäste im Sporthotel Wagrain angereist.
Bundesinnungsmeister KR Harald Schinnerl als Vorsitzender des Veranstalters, der Arbeitsgemeinschaft der Hersteller von Metall-Fenster/Türen/Tore/Fassaden (AMFT), eröffnete die Fachtagung. Anton Resch, Geschäftsführer der AMFT, schloss die Veranstaltung mit der Aussicht auf einen Österreichischen Metallbaupreis, der beim Metallbautag 2024 erstmals vergeben werden soll (zur Lage der Branche siehe Interview ab S. 47).
Hinweise zum Schallschutz
Schallschutzexperte SV Dipl.-Ing. Johann Spiessberger, Geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Bauphysik, Bautechnik und Schallschutz in Neukirchen, betonte in seinem Vortrag, bei Schallschutz an Fenstern mit dem dB-Wert auch die Wirksamkeit bei unterschiedlichen Frequenzen zu beachten. Nur ein Blick in die Prüfzeugnisse könne offenlegen, ob die dB-Werte eines Fensters bei allen Frequenzen gehalten werden oder ob es sogenannte Frequenzeinbrüche gebe. Weisen die Messtabellen Einbrüche auf, ist ein Abgleich wichtig, ob die Fenster insbesondere vor Lärm in diesem Frequenzbereich schützen sollen. Ist das der Fall, ist das Fenster trotz dB-Werten nach Vorgabe nicht wirklich für den gewünschten Schallschutz geeignet.
Spiessberger erläuterte am Vergleich der Messungen im Prüfzeugnis zweier Fenster mit 37 dB und 36 dB, dass sich das Fenster mit 36 dB für den Schallschutz bei Lärm im tieferen Frequenzbereich besser eignet als das mit 37 dB. Um den Einfluss der Fugen zu verdeutlichen, informierte der Experte über Prüfstandversuche der HTL1 Linz: Bei einem Labor-Schalldämmmaß (Rw) eines Fensterflügels von 34 dB hat nach Einbau die Fugenausbildung keinen Einfluss. Bei 41 dB kommt der Fugenausbildung nach Einbau nur ein geringer Einfluss zu. Anders verhält es sich jedoch bei einer Überdämmung mit EPS. In diesem Fall kann die Messung „im eingebauten Zustand“ (R’w) um 4 dB reduziert ausfallen. Deutlichen Einfluss der Fugenausbildung zeigen die Prüfstandsversuche bei Fensterflügeln mit 46 dB (Rw). Bei einer Überdämmung mit EPS haben sich die Werte um bis zu 4 dB reduziert.
Hilfreich ist sicherlich auch sein Tipp, Schallschutzmessungen von Fenstern insbesondere für gerichtliche Gutachten besser im Sommer durchzuführen. „Wärmere Temperaturen begünstigen, dass der maximale Schallschutz von Fenstern gemessen wird; kältere Temperaturen reduzieren die Schallschutzwerte.“ Ärgerlich, wenn ein Gerichtsprozess verloren wird, weil die strittigen Schallschutzwerte zur falschen Jahreszeit gemessen wurden, meinte Spiessberger. Aktuell muss in Sachen Schallschutz das Gesetz OIB Richtlinie 5:2019 eingehalten werden. Keine verbindlichen Anforderungen mehr leiten sich hingegen von der ÖNORM B 8115 ab.
Marktzahlen
Ohne Frage: Die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie wurde durch die russische Invasion in die Ukraine ausgebremst. Im Ländervergleich des realen BIP-Wachstums in den Jahren 2021/2022 zeigt sich nach den Zahlen des International Monetary Fund (4/2022) folgender Ausblick: Wurde für 2021 in den europäischen Ländern ein Wachstum von 5,3% festgestellt, so stellt die Prognose für 2022 ein Wachstum von 2,8% in Aussicht, wobei für die Ukraine ein Minus von 35% und für Russland ein Minus von 8,5% prognostiziert wird. In Deutschland soll sich das Wachstum von 2,8% (2021) auf 2,1% (2022) reduzieren, in Österreich von 4,5% (2021) auf 2,6% (2022).
Darüber hinaus gab Dr. Frederik Lehner, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Interconnection in Wien, einen Überblick über die Lage der Branche in Österreich. Wegen der Förderungen energieeffizienter Sanierungen wird im Modernisierungssektor Fensterbau bis zum Jahr 2025 eine stabile Prognose gestellt. Der Wert der Renovierungen wird vom Jahr 2022 bis 2025 einer und 1,05 Mio. Euro angegeben. Bei den Rahmenmaterialien ist ein Trend zu Holz/Alu erkennbar, wobei Fenster aus Aluminium sich mit einem Wert von 5,3% im Jahr 2017 sowie auch prognostisch in 2025 auf einem stabilen Nachfragelevel bewegen.
Die Marktdynamik von Außentüren soll bis 2022 von einem Wertvolumen in 2020 von 152,9 Mio. Euro auf 184 Mio. Euro in 2022 steigen und zeigt sich im weiteren Prognoseverlauf bis 2025 auf 181,7 Mio. Euro leicht rückläufig. Mit einem Wink auf offensichtlich wirksame Werbemaßnahmen, berichtet Lehner, dass inzwischen acht von zehn Haustüren Sicherheitstüren sind. Und ergänzt: „Dass die Türen sicherheitstechnisch derart hochgerüstet werden, hat nichts mit der Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs zu tun, sondern ist vor allem ein Resultat von PR. Diese Art von Werbewirksamkeit sollte strategisch auf andere Bausegmente übertragen werden.“ Der Markt für Vorhangfassaden ist im Jahr 2021 um 2,3% geschrumpft. Zuwachs kann in diesem Marktsegment über eine steigende Fertigstellung von Büro- und Geschäftsflächen generiert werden, deren Bau coronabedingt jedoch pausiert hat. Nach den Studienergebnissen von Interconnection zeigt sich ein Trend hin zu Aluminium statt Stahl und hin zu Elementfassaden statt Pfosten-Riegel-Systeme.
Ein Marktwachstum von 6,7% machte Interconnection im Jahr 2021 für das Segment Garagentore aus, wobei Tore aus Stahl einen Anteil von über 92% ausmachen und Tore aus Aluminium ca. 5%. Rückläufig hingegen ist 2021 der Markt für Industrietore gewesen. Laut Marktforschungsinstitut soll der Markt um knapp 3% gesunken sein. Industrietore werden zu ca. 75% aus Stahl hergestellt und zu ca. 18,2% aus Aluminium.
Baugenehmigungen für Wohneinheiten sind nach den Analysen von 2020 auf 2022 von 62.200 auf 64.640 gestiegen; bis 2024 sollen sie sich jedoch auf 55.876 verringern. Lehner wertet dies als deutlichen Einbruch. Erst danach geht das Marktforschungsinstitut wieder von einem Anstieg aus. Ähnlich verhält sich die Kurve der Baufertigstellungen: Vom Jahr 2020 auf das Jahr 2022 sind die fertiggestellten Wohneinheiten von 55.182 auf 59.795 angewachsen und sollen sich bis zum Jahr 2024 auf 54.763 Einheiten verringern. Die Bautätigkeit im Objektbau ist seit 2019 deutlich rückläufig: Bei den Neubauten sollen sich die Fertigstellungen bis 2024 reduzieren und erst dann wieder ansteigen. Die Zahlen: 2022 sollen Objekte im Wert von 13,8 Mio. Euro fertiggestellt werden, im Jahr 2024 im Wert von 13,2 Mio. Euro und 2025 im Wert von 14,2 Mio. Euro.