Netzwerk Metall

Wo Konkurrenten zu Freunden werden

Den Unterschied zwischen Innung und dem Netzwerk Metall beschreibt ­Manfred Peter Halbwachs so: „In der Innung, wo die Mitgliedschaft Pflicht ist, sitzen Kollegen und Mitbewerber. Im Netzwerk Metall sitzen Kollegen und Freunde.“ Das Netzwerk Metall ist ein führender Treffpunkt für österreichische Metallbauer, Glas- und Fassadenspezialisten.

Als Netzwerk Metall im Jahr 2004 gegründet wurde, gab es in der Stahl-, Glas- und Metallbaubranche keine ­Kooperations- und Entwicklungsplattform für Unternehmen aus der Branche. Auch kein Netzwerk, welches sich ausschließlich auf die Förderung, Unterstützung und Stärkung der Betriebe fokussiert hatte. Mittlerweile gehören rund 70 Unternehmen als Mitglieder dem Netzwerk an. Daneben gibt es acht Netzwerkförderer und ein Dutzend Partner aus der Industrie. Und mittlerweile sogar eine Mitgliedsfirma aus Übersee (siehe Interview S. 47).

Vorteile für die Mitglieder

Im Netzwerk treffen sich die Unternehmer zum direkten Austausch. „Es ist gut, dass man hier kein Blatt vor den Mund nehmen muss“, sagt Halbwachs, Unternehmer aus Mank in Niederösterreich. „Hier kann man über alles reden und so kann man sich auch etwas abschauen.“

In der Tat geht der Austausch im Netzwerk über das normale Nebeneinander von Unternehmen hinaus. „Wir greifen gegenseitig auf Ressourcen zurück – maschinell, personell und in punkto Wissen“, erklärt Wolfgang Krammer. Der Unternehmer aus Rottenmann in der Obersteiermark ist seit knapp zwei Jahren Obmann des Netzwerks und Sprachrohr seiner Mitglieder. Mehr eine formelle Funktion, wie Krammer selbst betont: „Wir begegnen uns immer auf Augenhöhe.“ Das Miteinander steht im Fokus. Hier gilt das gute Wort, hier reicht ein Handschlag. Unbürokratisch, fair und gleichberechtig, so gehe man miteinander um, bestätigt Krammer, Chef eines 120 Jahre alten Traditionsbetriebs mit 13 Mitarbeitern.

Gegenseitige Betriebsbesuche

Auch Hans-Dieter Hartl ist bereits von Anfang an dabei. „Es ist ein sehr angenehmes, familiäres System“, sagt der Chef eines gut 60 Jahre alten Betriebs mit knapp 20 Mitarbeitern in Waldneukirchen. Im Mai ist er Gastgeber eines Netzwerktreffens seiner Gruppe, er hat ein Dutzend Kollegen zu sich in den Betrieb in Oberösterreich eingeladen. „Man wird von den Unternehmerkollegen regelrecht unter die Lupe genommen“, sagt Hartl. Betriebliche Abläufe und Strukturen, Produktionstechnik, Vertriebsstrategien – „Es ist wie eine interne Unternehmensberatung“, erinnert Hartl sich an die jüngste Betriebsbesichtigung. „Das hat mir damals die Augen geöffnet.“ Den Kollegen fielen zwar vor allem Kleinigkeiten auf, doch in der Summe können diese den Unterschied machen. Sie wiesen Hartl offen hin, dass seine Firma keinen einheitlichen ­Firmenauftritt hat. Mittlerweile gibt es eine CI, die auch für die Außendarstellung umgesetzt wurde.

Zusätzliche Aufträge

In den einzelnen Gruppen treffen sich die Unternehmer in der Regel zweimal im Jahr zum intensiven Austausch. Das dauert ein bis zwei Tage. Das gute an diesem Konzept: Es begegnen sich Unternehmen, die nicht um dieselben Aufträge konkurrieren. Stattdessen setzt das Netzwerk darauf, dass die Mitglieder sich gegenseitig befruchten, sich auf diese Weise zu neuen Aufträgen verhelfen. „Es kommt immer wieder vor, dass Unternehmen sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammenschließen und so Aufträge erhalten, die für sie einzelnen nicht möglich wären“, sagt Manfred Peter Halbwachs. Das sei erfreulich, aber nicht der Hauptgrund für seine Mitgliedschaft.

Doch auch bei fachlichen Fragen hilft das Netzwerk. „Ich habe vor allem bei der Einführung der EN 1090 enorm profitiert, weil wir im Zuge dessen unsere Arbeitsabläufe neu organisiert haben und ich die Musterzertifizierung eines Netzwerk-Mitglieds als Grundlage verwenden konnte“, erinnert sich Gabriel Feiner aus Hönigsberg. „Im normalen Tagesgeschäft hilft der enorme Wissensschatz des Netzwerkes, der in unserem Netzwerk-Internet jederzeit abrufbar ist.“ Dieses gemeinsame Intranet, genannt Core, steht allen Mitgliedern zur Verfügung. Hier werden Informationen und Wissen gebündelt, Fragen beantwortet, Termine bekanntgegeben und ein zwangloser Austausch gepflegt.

Familiäres Miteinander

Und auch Stefan Valenta findet: „Durch die regelmäßigen Workshops, meist in den Mitgliedsbetrieben, sieht man sehr viel, wie andere Betriebe arbeiten. Einerseits kann man einiges davon selbst im Betrieb umsetzen, andererseits kann man anderen Betrieben Ratschläge geben. Durch diese Diskussionen werden einem immer wieder die Augen geöffnet und ich begeistere mich für neue Dinge, die ich sonst nicht aufgreifen würde.“ Er lobt auch den unbürokratischen Aufbau des Netzwerks. Hier bekomme man schnell Hilfe, Entscheidungen werden rasch getroffen. Und natürlich gefällt ihm, dass der Handschlag wichtiger ist als der Ellenbogen: „Auf das Miteinander wird sehr viel Wert gelegt“, sagt Valenta. „Es gibt keinen Konkurrenzgedanken. Im Gegenteil: Man hilft dem anderen. Sei es durch Ratschläge oder gar bei gemeinsamen Projekten.“

„Das Netzwerk ist für uns ein Rückhalt in fachlicher, menschlicher und auch zum Teil auch in wirtschaftlicher Hinsicht“, sagt Irmgard Holzer, Geschäftsführerin der Metall-Schlosserei ­Gölles/Holzer in Pischelsdorf.  Wie in einer großen Familie gebe es immer jemanden, der Rat weiß, Unterstützung gibt oder sogar neue Aufträge vermittelt. „Eine Innung kann das nicht leisten“, sagt sie.

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