Thomas Weber, GF Netzwerk Metall
„Oft fehlt die klare Betriebsstrategie!“Das professionelle Netzwerk, das Thomas Weber führt, setzt sich aus rund 70 Betrieben der Branche zusammen. Das Gros sind Metallbauunternehmen, aber es gehören auch einige Zulieferer dazu. Im Kontakt mit den Netzwerk-Unternehmen zeichnet sich für Weber folgendes Bild der aktuellen Konjunktur ab: Der Auftragsstand liegt im Schnitt bei ca. 60-70% des Jahresumsatzes. Die Auslastung der Betriebe liegt durchschnittlich bei ca. 80% und der Ausblick der Unternehmer auf das zweite Halbjahr 2023 ist sehr positiv. Wir haben Thomas Weber gefragt, wie das Netzwerk funktioniert und arbeitet.
metallbau: Wenn Sie von neuen Paradigmen sprechen, welche meinen Sie damit?
Thomas Weber: Unsere Idee ist, auf Basis von Vertrauen Erfolg zu haben anstatt auf Kosten anderer. Dazu braucht es ein gemeinsames Verständnis und einen gemeinsamen Geist für Handschlag, Ehrlichkeit und Offenheit. Dieser Paradigmenwechsel war ein Prozess, der uns allen ganz gut gelungen ist. Meiner Meinung nach sollte man sich vom Ego-System verabschieden und an einem gemeinsamen Öko-System bauen, bei dem das Verbindende über dem Trennenden steht.
metallbau: Aber besser zu sein als der Mitbewerber, das ist doch die DNA eines Unternehmers!
Weber: Ich bin ich überzeugt davon, dass Unternehmer, die sich einem Netzwerk anschließen, die Kooperation ohnehin weit über die Konkurrenz stellen und im Mindset echte Leader sind. Zugleich sind sie Mitbewerber, die aber gemeinsam besser werden wollen. Vor Kurzem hat eines unserer jüngsten Mitglieder nach den ersten beiden Workshoptagen gesagt: „Ich habe es mir so vorgestellt, aber nicht damit gerechnet, dass es so wird“.
metallbau: Haben Sie auch „große“ Unternehmen mit über 80 Mitarbeitern im Netzwerk? Diesen „Großen“ wird doch sicher mehr Autorität zugesprochen?
Weber: Im Prinzip spielt es zuallererst keine Rolle, wie groß das Unternehmen ist. Es ist in erster Linie wichtig, wie der Unternehmer denkt und wie er Kooperation versteht und lebt. Erst dann kommen das Unternehmen, seine Kernkompetenzen und die Größe zum Tragen. 20% unserer Mitglieder haben mehr als 80 Mitarbeiter.
metallbau: Können Sie bitte im Ranking die Ressourcen nennen, die bei Ihren Netzwerkmitgliedern knapp sind?
Weber: Dies sind Arbeitskräfte, Arbeitskräfte, Arbeitskräfte, … und dann folgend die Margen. Sehr oft müssen Unternehmen den Output zurückfahren, weil die Arbeitskräfte fehlen. Eines unserer ambitioniertesten Projekte ist das Projekt Employer Branding: der Weg zum „best of class“-Arbeitgeber. Auf diese Weise versuchen wir das Personalrecruiting unserer Mitglieder zu unterstützen und ihnen einen Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt zu verschaffen.
metallbau: In welchen Bereichen tun sich Ihre Unternehmer am schwersten zu teilen und weshalb, wie sind da Ihre Erfahrungen?
Weber: Klarerweise gibt es diese absoluten betriebsinternen Bereiche, wo einem das Hemd näher ist als der Rock. Zum Beispiel wenn es um die eigene Auslastung oder um Produkt-/Patententwicklungen geht.
metallbau: Auch die rund 8.000 Mitarbeiter der Mitgliedsbetriebe von Netzwerk Metall sollen von diesem positiven Gemeinsinn angesteckt werden. Wie soll das funktionieren?
Weber: Wir verleihen seit 2016 den best of class Award an das beste Bauwerk/Produkt/Dienstleistung/Prozess. Heuer 2023 ist der best of class Award erstmals mit 3.000 Euro Preisgeld dotiert. Dieses Preisgeld ist zweckgebunden und muss den Mitarbeitern des Siegerunternehmens in Form eines Mitarbeiterfestes zugutekommen. Über diesen Weg lernen die Mitarbeiter unserer Mitgliedsbetriebe Schritt für Schritt das Netzwerk kennen. Eine weitere Aktivität mit demselben Ziel ist das jährliche Techniker und Projektleiter Symposium. Das maßgeschneiderte Weiterbildungsformat wird exklusiv für die Mitarbeiter angeboten.
metallbau: Was sind typische Maßnahmen, die ein Betrieb angeht, wenn er eine Compass-Auswertung vom Netzwerk erhalten hat?
Weber: Beim UnternehmensCompass wird jedes Unternehmen im Netzwerk anhand von über 60 Parametern vergleichbar gemacht. Wir messen, wo das Unternehmen besser oder schlechter ist als der Branchendurchschnitt. Der UnternehmensCompass ist ein Werkzeug, das die Unternehmen dabei begleitet, zu den Besten der Branche zu gehören, oder den Unternehmen hilft, diesen Status quo zu halten.
metallbau: Wenn Sie von Ihren konkreten Erfahrungen auf die Metallbaubranche abstrahieren, woran fehlt es Ihrer Meinung nach dieser Branche am meisten?
Weber: Die gewichtigsten Mängel sind das Fehlen von Arbeitskräften und in vielen Betrieben fehlt oft eine klare Unternehmensstrategie. Im Bausektor passen die erzielbaren Margen in den meisten Fällen nicht zu der enormen Qualität, die die Unternehmen abliefern. Unternehmen investieren meistens gerne in moderne und innovative Maschinenparks. Die notwendige Organisationsentwicklung, die Prozesse und Strukturen werden oft vernachlässigt bzw. nicht nachgezogen.
metallbau: Und was sind die Stärken?
Weber: Innovative Fertigung, hochqualitative und nachhaltige Produkte und Dienstleistungen sowie der raffinierte Einsatz von Materialien. Dazu verbindet der Metallbau wie kaum ein anderes Handwerk die moderne Technik mit dem traditionellen Handwerk. Ich merke und höre immer öfters, dass der Metallbau/Stahlbau in der gesellschaftlichen Wahrnehmung ein sehr hohes Ansehen hat und sich ein ausgezeichnetes Image erarbeitet hat.
metallbau: Was sind die wichtigsten Faktoren, damit die Netzwerk-Gruppen mit je 12 Unternehmern gut zusammenarbeiten?
Weber: Wir haben seit Jahren eine sehr niedrige Drop-out-Quote. Oft entwickeln sich Unternehmen weg von der ursprünglichen Branche, sodass keine Schnittmengen mehr bleiben. Eine Trennung ist dann die logische Folge.
metallbau: Wie hoch ist der Mitgliedsbeitrag und was sind die wichtigsten vertraglichen Punkte bei der Mitgliedschaft?
Weber: Wir haben keine Verträge. Lediglich eine Partner-Vereinbarung, die die wesentlichen Leistungsversprechen dokumentiert. Der wichtigste Punkt in unserem Zusammenleben ist die Anwesenheit. Unsere durchschnittliche Anwesenheit liegt bei etwas über 90%. Eine Arbeitswoche investiert jedes Mitglied pro Jahr in die Vernetzung und in die persönliche wie betriebliche Weiterentwicklung im Netzwerk Metall. Unabhängig von der Unternehmensgröße beträgt der Beitrag 2.850 Euro jährlich pro Unternehmen. Die Dauer der Mitgliedschaft ist unbefristet und richtet sich immer an die Eigentümer und Lenker des Unternehmens. Der Beitrag der Netzwerkförderer ist höher.
metallbau: Gibt es ein beeindruckendes Erlebnis, das Sie mit Metallbauern Ihres Netzwerks hatten?
Weber: Es ist immer wieder beeindruckend, mit welcher Offenheit und Vertrautheit in den Workshops auch über persönliche Schicksalsschläge gesprochen wird. Wir hatten in zwei unterschiedlichen Unternehmen einen Workshop mit Unternehmens-Analyse. Ein Unternehmen stellte uns zu Beginn die Pläne für einen Büroneubau vor. In zwei Wochen sollten die Baumaschinen kommen und mit dem Bau beginnen. Die Gruppe analysierte den Betrieb und die Gegebenheiten und Möglichkeiten. Am Ende stand für die gesamte Gruppe fest, der geplante Neubau ist nicht notwendig. Lösungen wurden aufgezeigt und dem Gastgeber wurde empfohlen, den geplanten Neubau abzusagen. Der Unternehmer hielt sich an die Empfehlung der Gruppe und stornierte den geplanten Neubau. Das Unternehmen ist heute, 15 Jahre danach, äußerst erfolgreich am Markt tätig. Ohne den damals geplanten Neubau.
metallbau: Und ein zweites beeindruckendes Erlebnis?
Weber: Ein Unternehmen wollte am Standort zum wiederholten Male in einen weiteren Anbau investieren. Das Betriebsgelände war ein Flickwerk an Gebäuden. Die Gruppe analysierte und empfahl dem Gastgeber, einen Neubau auf die grüne Wiese zu wagen. Der Unternehmer hielt sich an diese Empfehlung und legte mit dem Neubau den Grundstein für ein sehr erfolgreiches und wachsendes Unternehmen.
metallbau: Was hät die Netzwerk-Unternehmer zusammen?
Weber: Grundsätzlich sind unsere Kernwerte Vertrauen – Freude – Erfolg die wichtigsten Faktoren, damit der Gruppenzusammenhalt perfekt funktioniert. In den Gruppen herrscht ein sehr hohes Maß an Vertrauen und wir wollen Spaß haben, wenn wir uns sehen. Am Ende des Tages wollen wir alle erfolgreich sein. Dazu müssen als „Klebstoff“ für das Gruppengefüge das Geben und Nehmen in der Balance sein. Wir leben eine klare und offene Kommunikation und wenn das zu einer Symbiose wird, kann es schon vorkommen, dass wir ein Meeting wie auf einem anderen Stern erleben.
Leistungen für die Mitglieder
1) Wettbewerbsvorteile durch Wissensvorsprung
2) Rechtliches und betriebswirtschaftliches Know-how
3) Professionelles Netzwerken
4) Überbetriebliche Weiterbildung
5) Erfahrungs- und Ideenaustausch
6) Interessensvertretung
7) Gemeinsame Projekte und Aktivitäten
8) Bildungsangebot
9) Forschung & Entwicklung
10) Unabhängige Unternehmensanalyse und -konzepte
11) Gütesiegel best of class