Zwei Unternehmer berichten
Markus Egli führt die Geschäfte von Metallbau Bühlmann in Wauwil:
Egli berichtet, dass einige Baustellen, vor allem in den Kantonen Tessin und Genf zu Beginn der Corona-Krise tatsächlich gesperrt waren. „Einen totalen, vom Bund verordneten Baustopp hat es jedoch nie gegeben. Unter Einhaltung der vom Bund definierten Schutzmaßnahmen konnten die Arbeiten stets weitergeführt werden. Die Distanz- und Hygieneregeln gelten nach wie vor und werden periodisch angepasst. Unser Betrieb wurde zu Beginn der Pandemie von der SUVA (Schweizerische Unfallversicherungsanstalt) überprüft. Es wurden keine relevanten Verfehlungen festgestellt und das Schutzkonzept scheint zu funktionieren. Inzwischen haben sich alle Akteure an die zusätzlichen Regeln gewöhnt.
Da bis dato keine unserer Baustellen und auch keine Fertigungsabteilung von einer Komplettschließung betroffen waren, mussten wir glücklicherweise nicht auf die Maßnahmen des Bundes zurückgreifen. Liquiditätshilfen in Form von Krediten mussten ebenfalls nicht in Anspruch genommen werden. Wir in der Baubranche werden die Folgen vermutlich erst zeitlich verzögert in Form von fehlender Investitionsfreudigkeit spüren. Wobei wir in den Monaten April bis Juni schon rückläufige Anfragen hatten. Seit Anfang Juli scheint sich die Lage jedoch diesbezüglich wieder etwas zu entspannen. Was allerdings zu beobachten ist, ist ein zusätzlicher Druck auf den ansonsten schon strapazierten Verkaufspreis. Es scheint so, dass einige Unternehmen versuchen, mit unerklärbaren Preisen ihre Auslastung hoch zu halten.
Aktuell halten sich die Corona-bedingten Einschränkungen in Grenzen. Es sind eher die kleinen Dinge, wie die Organisation von Schutz- und Desinfektionsmaterialien sowie einzelne Ausfälle auf Grund von Grippe-Symptomen, die in Summe das Arbeiten erschweren. Natürlich ist die Angst vor neuen Einschränkungen auf Grund einer Verschlechterung der Lage präsent. Der latente Nachwuchs- und Fachkräftemangel sowie der steigende Verwaltungsaufwand sind trotz Corona-Krise omnipräsent.“
Samuel Schweizer ist Geschäftsführer von Ernst Schweizer in Hedingen:
„Die französisch- und italienischsprachige Schweiz war von der Pandemie in der ersten Phase (März/April) stärker betroffen als die Deutschschweiz. In diesen Gebieten kam es aus Gründen des Gesundheitsschutzes teilweise zu Baustellenschließungen. Inzwischen hat sich die Lage in allen Landesteilen etwas beruhigt bzw. es wurden Schutzkonzepte und Kontrollmaßnahmen festgelegt, womit auf den Baustellen – unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen – gearbeitet werden kann.
Die staatliche Unterstützung bei Liquiditätsengpässen war unseres Erachtens effizient und zweckmäßig aufgebaut. Derzeit sind wir auf staatliche Unterstützung nicht angewiesen, werden aber die Entwicklung der Konjunktur beobachten. Aufgrund der guten Auslastung haben wir keine Kurzarbeit in Anspruch genommen.
Während Neubauten – mit Ausnahme von Baustellenschließungen in einzelnen Landesteilen – im Wesentlichen weitergebaut werden konnten, war im Renovationsmarkt bei Privaten eine Zurückhaltung zu spüren. Wir gehen davon aus, dass sich dort die Nachfrage erholen wird, sofern sich die Situation nicht weiter verschärft.
Die Auslastung ist je nach Produktgruppe unterschiedlich: Während Fassaden auf 12 bis 18 Monate geplant werden, haben Briefkästen z.T. eine viel kürzere Vorlaufzeit. Generell war im Mai eine gewisse Zurückhaltung bei den Vergaben zu spüren. Diese hat im Juni aber wieder spürbar angezogen.
Die Lieferketten und Produktionsabläufe sind intakt. Es stellt sich die Frage nach der mittelfristigen Nachfrageentwicklung im Bausektor. Hier wäre es wünschenswert, dass der Staat seine Investitionsprojekte zügig vorantreibt und so die Konjunktur stützt.
Wir hoffen auf eine rasche gesamtwirtschaftliche Erholung, insbesondere auch bei Bauten und Investitionen, und eine entschlossene und nachhaltige Antwort des Staates auf einen drohenden langfristigen Konjunktureinbruch.
Für uns hat die Corona-Krise schon positive Aspekte. Wir haben in kurzer Zeit in der Online-Zusammenarbeit einen großen Schritt nach vorne gemacht. Den Mitarbeitern ermöglicht das noch mehr Flexibilität – beispielsweise durch Homeoffice. Das trägt zur Zufriedenheit bei und macht uns als Arbeitgeber zusätzlich attraktiv. Nach wie vor leiden wir an einem Fachkräftemangel, insbesondere bei den Projektleitern.“