Sparpotenzial: interne Logistik
Michael Doufrain, 51, ist geschäftsführender Gesellschafter des Beratungs- und Planungsunternehmens Logistics Evolution in Schwanau, Baden-Württemberg. Er bringt fast drei Jahrzehnte Erfahrung in der Branche mit. Der Logistik-Experte erklärt im Interview mit Philipp Peters, warum interne Abläufe immer wieder auf die Probe gestellt werden müssen.
metallbau: Herr Doufrain, was ist das Wichtigste für die interne Logistik?
Michael Doufrain: Im Grunde geht es darum, dass der Materialfluss zwischen den verschiedenen Funktionsbereichen im Unternehmen nicht ins Stocken gerät. Zudem brauchen Unternehmen Lagerfläche für Material, Pufferbereiche zwischen den Fertigungsstufen und Bereitstellfläche für versandfertige Produkte. Diese Bereiche müssen ausreichend dimensioniert und die passende Technik verwendet werden. Denn gerade bei metallverarbeitenden Betrieben können sich die Materialien und Produkte ja stark voneinander unterscheiden.
metallbau: Gibt es eine Besonderheit im Metallbau?
Doufrain: Wenn Sie etwa an den Fensterbau denken, dann haben Sie zwei Besonderheiten: Einerseits, dass man mit großvolumigen Teilen umgeht. Und andererseits mit Glaselementen, die besondere Sorgfalt beim Transport erfordern. Das muss man bei Gestaltung der Abläufe bedenken. Man braucht bestimmte Transportgestelle, die mit verschiedenen Transportmitteln bewegt werden. Unsere Erfahrung ist: Da gibt es nichts von der Stange.
metallbau: Das heißt: Ich muss mir als Unternehmen die Logistik maßschneidern lassen?
Doufrain: Richtig. Da ist es hilfreich, auf einen externen Berater zurückzugreifen, weil der oft einen besseren Überblick hat, welche speziellen Logistikelemente es gibt.
metallbau: Wo sehen Sie den größten Optimierungsbedarf?
Doufrain: Gerade im Mittelstand haben wir historisch gewachsene Produktionsbetriebe. Der Einfachheit halber stellt man die neu angeschaffte Maschine dorthin, wo es gerade vermeintlich passt, keine neuen Anschlüsse gelegt oder baulich etwas verändert werden muss. Daraus ergibt sich eine Veränderung im Materialfluss. So entstehen oft Betriebsabläufe, die nicht optimal sind — und das für lange Zeit.
metallbau: Nach der Logik müsste ich ja bei jeder neuen Maschine die Halle leerräumen.
Doufrain: Bei einer Maschine ist das sicher nicht der Fall. Es sei denn, diese hat einen hohen Anteil an der Gesamtfertigung oder wird für einen Bearbeitungszwischenschritt vieler Produkte benötigt. Dann ist es entscheidend und erfordert eine optimierte Anordnung der Maschinen.
metallbau: Wieviel Geld lässt sich durch eine optimierte Logistik sparen?
Doufrain: Effiziente Logistikabläufe sind Prozessbeschleuniger für den gesamten Betrieb. Logistikin-frastruktur und die Betriebskosten der Logistik bergen Sparpotenzial. Durch eine gute Planung lassen sich jeweils 20 bis 30 Prozent der Kosten sparen, wenn die Bereiche optimal aufeinander abgestimmt sind.
metallbau: Was ist der erste Schritt, den man macht, wenn man in die Analyse geht?
Doufrain: Man muss zwei Ansätze unterscheiden. Der Erste: Das Unternehmen baut neu. Dann planen wir die Fabrik funktional von innen nach außen. Bei der anderen Variante besteht die Infrastruktur. In diesem Fall muss man fragen, was kann verbessert werden, etwa mit einer Prozessoptimierung oder einer betriebsspezifischen Lager- und Transporttechnik.
metallbau: Und wie lange dauert so ein Projekt?
Doufrain: Das liegt natürlich an der Größe des Betriebes, aber zwei bis drei Monate sollten dafür kalkuliert werden.
metallbau: Bietet die digitale Vernetzung interessante Möglichkeiten?
Doufrain: Natürlich. Aber nicht alles ist von den Kosten her sinnvoll. Eine Stärke des Handwerks ist seine Vielfalt, die hohe Diversifikation. Da macht Automatisierung nicht immer Sinn.metallbau: Sollte Unternehmer nicht lieber noch abwarten, wie sich der Trend entwickelt?
Doufrain: Abwarten ist kein Leistungskriterium für den Erfolg eines Unternehmens. Sie kennen den Spruch: Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Grundsätzlich muss man immer schauen, welche Trends auch Innovationscharakter für den eigenen Betrieb haben. Es gibt Automatisierungslösungen, die bei Produktvielfalt funktionieren. Etwa Verpackungsanlagen, bei denen Sie große oder kleine Fenster durchlaufen lassen können. Aber die Wirtschaftlichkeit ergibt sich oft erst mit steigender Menge.⇥