Interne Schweißprüfungen
Zwei Metallbaubetriebe berichtenMithilfe von speziellen Softwareprogrammen können Betriebe ihre Schweißer intern prüfen, die Norm lässt das zu. Zudem sollten die praktischen Prüfproben und die Dokumentationen der Prüfungen im Rahmen der EN-1090-Audits regelmäßig geprüft werden. Werden Nachlässigkeiten festgestellt, ist es Aufgabe der Auditoren, fachliche Korrekturen zu fordern.
Geschäftsführer Mario Langenhan praktiziert seit dem Frühjahr 2019 interne Schweißprüfungen in seinem Betrieb in Friedrichroda. Aufgrund der Anzahl seiner Schweißer fallen diese Prüfungen jährlich an. Zwei ausgebildete Schweißfachmänner, die die Prüfungen der Kollegen abnehmen, stehen für Fachkompetenz und Qualität. „Die Einsicht unserer Schweißer, dass eine Zertifizierung nötig ist, ist sehr hoch und Qualitätsstandards liegen uns am Herzen“, so Langenhan.
Auch wenn die Norm zur Ausbildung des Prüfers keine Aussagen macht, und theoretisch das Sekretariat einspringen könnte, sollte nach Erfahrung von Langenhan der Prüfer mindestens die Qualifikation „Schweißfachmann“ nachweisen können. „Gegebenenfalls kann die Abnahme der Prüfungen auch ein Metallbaumeister leisten, der bereits über lange Jahre Berufserfahrung gesammelt und einschlägige Lehrgänge absolviert hat“, findet der Unternehmer. David Gropp, Betriebsleiter bei Thorn Metallbau in Erfurt, schließt sich dieser Meinung an, er betont: „Bei der regelmäßigen Prüfung der Zertifizierung nach EN 1090 kann jederzeit die Dokumentation der internen Schweißerprüfungen samt Prüfstücken kontrolliert werden.“
Welche Schweißverfahren?
Mit den drei Prüfungen für die Schweißverfahren 111 Elektrode, E-Hand; 135 MIG, MAG und 141 WIG Edelstahl hat Langenhan durchweg positive Erfahrungen gemacht. Die Schweißprüfung für Aluminium (141) wird weiterhin von einem externen Schweißfachingenieur abgenommen, denn die betriebliche Schweißaufsichtsperson hat keine Zulassung für diese Prüfung. Bei Thorn Metallbau gibt es ebenso weiterhin externe Prüfungen: „Alles, was über eine Bruchprüfung hinausgeht, wird extern geprüft, die Anschaffung der dafür nötigen Ausbildung und Prüfgeräte ist uns zu teuer“, sagt Gropp.
Vorteile der internen Prüfung
Der Geschäftsführer von Metallbau Langenhan berichtet: „Sowohl inhaltlich als auch kostentechnisch konnten wir bisher nur positive Erfahrungen machen.“ Kosten werden vor allem reduziert durch geringeren Arbeitsausfall und Wegfall der Anfahrten zu den Prüfinstituten.
Nach Ansicht von Mario Langenhan können intern die Prüfungen nicht nur besser vorbereitet werden, auch sind die Prüflinge bei Prüfsituationen in der gewohnten Werkstatt wesentlich entspannter. Sie kennen die Lichtverhältnisse. Die Maschinen und Geräte, an denen sie für die Prüfstücke arbeiten müssen, sind ihnen bekannt. Häufig sind die Prüfungen ein Anlass, auch die Schweißtechnik zu kontrollieren. Die Vorteile, die Prüfungen am eigenen Arbeitsplatz zu absolvieren, bestätigt David Gropp von Thorn Metallbau. „Bei den internen Prüfungen gehen unsere Schweißer stressfreier in die Prüfung und erledigen die Aufgaben wesentlich sicherer.“ Der Betrieb mit Standorten in Erfurt und Katzenelnbogen führt seit etwa zwei Jahren interne Prüfungen in regelmäßigen Abständen von zwei bis drei Monaten durch. Das Gros der Prüfungen betreffen MAG- und WIG-Schweißverfahren. Die Schweißaufsichten haben Vorarbeiter und Metallbaumeister inne − beide sind als Schweißfachmann qualifiziert und im Betrieb für Qualität und Quantität zuständig.
Theorie & Praxis
Beide Metallbaubetriebe benutzen für die interne theoretische Prüfung vorgefertigte Fragebögen in Form eines Fachgespräches. Dem Prüfling werden Fragen zum Prozess gestellt und dokumentiert. Für die Dokumentation der Prüfergebnisse und die Erstellung der Zertifikate wird eine auf Excel basierende Software genutzt. Prüfungsbögen und Software wurden vom Fachverband Metallhandwerk Thüringen bereitgestellt. „Abgeschlossene Prüfungen werden bei uns umgehend kontrolliert, protokolliert und abgelegt“, berichtet Langenhan. Die praktischen Sicht-, Maß- und Bruchprüfungen finden direkt im Anschluss an die Theorie statt und werden ebenfalls protokolliert. Bei der Sichtprüfung nutzt die Schweißaufsicht eine Schweißnahtlehre, einen Meßschieber und eine Lupe mit Licht. Für die praktische und theoretische Prüfeinheit wird bei Bestehen ein Schweißzertifikat ausgestellt.
Berater für interne Prüfungen
Der Fachverband Metallhandwerk Thüringen beschäftigt Technische Berater, die die Betriebe beim Prozedere der internen Schweißprüfungen unterstützen, sie kennen die speziellen Anforderungen. Wird beispielsweise die umfängliche Dokumentation vernachlässigt, sollte dies spätestens dem EN- 1090-Auditor auffallen. Geht es also den Betrieben allein darum, Kosten zu sparen, wird das System „Interne Schweißprüfung“ nicht funktionieren. Prädestiniert für interne Prüfungen sind MAG, Kehlnaht, Stumpfnaht und prinzipiell alle Nähte, mit denen ein Metallbauer fortlaufend beschäftigt ist.
Unterstützung durch Prüfsoftware
Der Schweißfachingenieur Clemens Just hat einige Betriebe beraten, damit für interne Prüfungen sowohl die nötige Ausstattung vorhanden ist als auch die fachlichen Anforderungen für die Prüfabläufe gewährleistet werden. Dazu ist der Technische Berater mit der betriebsinternen Schweißaufsicht den Ablauf durchgegangen und hat Unterlagen wie Schweißanweisung sowie Fachkunde erstellt und eine Beispielprüfung durchgeführt. Auch bei der Installation der Software, die der Fachverband anbietet, ist er behilflich. Das Tool wird an Beispielproben erklärt. Just stellt fest: „Über das Tool lässt sich die umfängliche Dokumentation organisieren und die Prüfbescheinigung ausstellen. Sicher muss eine Person, die die Prüfung abnimmt, die Normen ISO 5817 und ISO 9606-1 kennen, aber nicht auswendig und jedes Detail.“ Die zentrale Aufgabe des internen Prüfers ist es, die Schweißprobe zu begutachten, eventuelle Unregelmäßigkeiten zu erkennen, auszumessen und diese Daten in die Masken des Tools einzutragen. Mit den Eingaben des Prüfers ermittelt das Programm dann das Prüfergebnis.