Vom Mitarbeiter zum Inhaber
Torsten Schröder übernimmt 11-Mann-BetriebEigentlich wollte Torsten Schröder nur drei Wochen bleiben. Drei Wochen zur Montage. Das ist jetzt 17 Jahre her und Schröder ist immer noch da. Der gelernte Anlagenmechaniker war im Jahr 2004 mit seiner Ausbildungsfirma wegen eines Montagejobs nach Wörth, Rheinland-Pfalz, gekommen. „Rohrleitungsbau in einer Papierfabrik“, erinnert sich Schröder.
Über neun Monate erstreckte sich das Projekt. „Es gab immer was zu tun“, so der 36-Jährige. Schließlich bot die Papierfabrik ihm an, ihn fest anzustellen. Für Schröder war das ein attraktives Angebot. Er bezog damals noch den Lohn seines ostdeutschen Arbeitgebers. Das Industriegehalt aus dem Westen lag deutlich höher.
Donato D’Onofrio, der dann Torsten Schröders Chef werden sollte, ist der Bruder des damaligen Vorgesetzten in der Papierfabrik. D’Onofrio kam zu Ohren, dass es da einen fähigen jungen Anlagenmechaniker gab. Er bot Torsten Schröder einen festen Job bei DAD-Metallbau an. Das war 2008. Schröder unterschrieb und wenige Wochen später brach die Weltwirtschaftskrise aus, ausgelöst durch die Verwerfungen am Finanz- und Immobilienmarkt. Doch für Schröder gab es bei DAD immer etwas zu tun. Das Unternehmen hatte sich vor allem als Rohrleitungs- und Anlagenbauer für die badische Papierindustrie etabliert.
DAD hat seinen Sitz in Kuppenheim, südlich von Karlsruhe. Das nahe Murgtal ist nach wie vor ein Zentrum der europäischen Papierindustrie. Viele internationale Konzerne haben hier ihren Sitz. Bierdeckel etwa oder Zellstoff für Teebeutel kommen aus den Fabriken in der badischen Provinz.
An der Abendschule machte Torsten Schröder dann seinen Metallbaumeister. Er wollte den nächsten Schritt gehen und seinem Chef blieb das nicht verborgen. Allerdings machte Schröder die Meisterschule auf eigene Faust. Tagsüber schaffte er in der Metallbau-Werkstatt, abends investierte er in seine eigene Zukunft, besuchte die Meisterschule in Bühl und in Mannheim. Als Donato D’Onofrio dann beschloss, kürzerzutreten, war Torsten Schröder sein erster Ansprechpartner. „Er kam relativ früh auf mich zu“, erinnert sich Schröder. 2016 wurden die Gespräche konkret. Schließlich ging es darum, Details mit der Bank und andere Formalien zu klären.
Nach elf Jahren als Angestellter bei DAD-Metallbau übernahm Schröder das etablierte Team. Sieben Mitarbeiter hat seine Firma, Schröder Metallbau, heute. Die meisten waren schon zur Zeit von DAD mit dabei. Den Schwerpunkt als Zulieferer der produzierenden Industrie gibt es immer noch. Daneben hat Schröder aber auch den klassischen Metallbau etabliert. Treppen, Balkone, Geländer – was gebraucht wird, wird gemacht. In der Werkstatt stehen Bandsäge, Abkantpresse, Fräsen, Stanz- und Biegemaschinen. „Alles, was man für die Metallverarbeitung braucht“, sagt Schröder stolz.
Ganz verschwunden ist DAD-Metallbau übrigens nicht. Nur macht Donato D’Onofrio nun in deutlich abgespeckter Version weiter. Torsten Schröder ist mit seiner Firma Mieter beim alten Chef. Im vorderen, größeren Teil des Gebäudes im badischen Kuppenheim ist Schröder Metallbau zu Hause. DAD-Metallbau hat dahinter seinen Bereich.
Dass er als ehemaliger Kollege nun der Chef ist, ist für Torsten Schröder kein Problem. Er versteht sich auch nicht als Boss, sondern möchte immer noch einer aus dem Team sein. „Wir lachen viel und hin und wieder nimmt man mich auch mal aufs Korn“, sagt er. Das gehöre dazu.
Sich menschlich gut mit seinen Mitarbeitern zu verstehen, sei ihm wichtig. In Mittelbaden liegt die Arbeitslosigkeit bei vier Prozent. Große Industriebetriebe wie Robert Bosch, Daimler oder Schaeffler buhlen mit Handwerkern wie Torsten Schröders Metallbaufirma um talentierten Nachwuchs. „Die Lehrlinge werden nicht mehr“, sagt er.