„Wir mochten uns!“

Im Gespräch mit Wilfried Laufs, Fassadenplaner

Sechs Stunden Zeitverschiebung, aber Wilfried Laufs ist nur einen Anruf entfernt. Er meldet sich ganz Amerikanisch: „This is Will.“ Dann spricht der gebürtige ­Hamburger, der mittlerweile US-Staatsbürger ist, über die Wirtschaftsbeziehungen im deutschsprachigen Raum und die Vorzüge europäischer Handwerkskunst

metallbau: Herr Laufs, warum wird eine Firma aus den USA Mitglied im Netzwerk Metall?

Wilfried Laufs: Ich habe ein Ingenieur­büro für Tragwerk- und Fassadenplanung. Da wir eher an schönen, innovativen De-signprojekten arbeiten, haben wir Freude an europäischen Produkten – gerade aus dem deutschsprachigen Raum. Im Netzwerk Metall finden wir eine ganze Reihe innovativer, mittelständischer Firmen, die eher Sonderlösungen produzieren. Ich will jetzt helfen, diesen Firmen in den USA einen Markt zu eröffnen.

metallbau: Greifen Sie bei der Bauausführung auf deutschsprachige Firmen zurück?

Laufs: Im Bereich transparente Fassaden habe ich hauptsächlich mit deutschsprachigen Firmen gearbeitet. Die österreichische Arbeitsmentalität gefällt mir sehr. Arbeit hat für mich immer mit Freude zu tun.

metallbau: Aber lebt das Netzwerk nicht vor allem von der räumlichen Nähe?

Laufs: Nicht unbedingt. Ich forsche auch an 3D-geprinteten Freiformen wie Verbindungsknoten. Wir wollen Metallcastings oder maschinell bearbeitete Teile durch Printteile ersetzen. Das habe ich den Netzwerkern gezeigt und es hat ihnen gefallen. Wir arbeiten im Bereich Forschung und Innovation über den Atlantik hinweg zusammen.

metallbau: Woher kannten Sie das Netzwerk denn?

Laufs: Befreundete Architekten haben das Netzwerk während ihrer USA-Reise zur mir ins Büro gebracht, hier in New York City. Die haben sich meine Arbeiten angeschaut, mein Print-Labor. Wir mochten uns. Und weil ich jetzt auch ein Büro in Berlin eröffnet habe, hat es gepasst. Darum bin ich Mitglied.

metallbau: Sie werden auch mal zum Netzwerk-Treffen nach ­Österreich kommen?

Laufs: Auf jeden Fall. Ich bin zwar mittlerweile auch amerikanischer Staatsbürger, habe aber eine Tirolerin geheiratet. Netzwerk-Geschäftsführer Thomas Weber ist schon dabei, mich mehr mit den Unternehmern in Kontakt zu bringen. Das macht er sehr gut. Der US-Markt ist sehr attraktiv für diese Firmen. Ich glaube, wir können uns da gegenseitig viel geben. Der deutschsprachige Mittelstand braucht sich nicht hinter den US-Firmen zu verstecken. Wenn es um Sonderanfertigungen geht, etwa Spezialscharniere oder andere Sonderkonstruktionen aus Metall, ist das sogar günstiger als in den USA einzukaufen. Und die Qualität ist hervorragend.

metallbau: Wie ist denn aktuell die wirtschaftliche Stimmung in den USA?

Laufs: Wir müssen abwarten. Aber ich glaube, dass es wirtschaftlich tatsächlich etwas aufwärts geht. Die USA werden jetzt wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt. Was das für das Land bedeutet, kann man jetzt noch nicht sagen. Aber allein New York City ist ein Powerhouse. Wir haben die gleiche Wirtschaftsleistung wie ganz Kanada.

metallbau: Kammern und Verbände singen das Loblied auf deutsche Handwerks- und Ingenieurskunst. Sie kennen beide Seiten, was meinen Sie?

Laufs: Im Massenmarkt ist der Unterschied schwer zu erkennen. Standardteile werden weltweit gehandelt. Aber wenn Sie auf Sonderteile schauen, hinter denen Forschung und Entwicklung steht und Innovation, dann kommen auch in den USA sehr viele Teile aus Europa. Das wird schon seinen Grund in der besseren Lehre und Ausbildung haben. Aber darauf darf man sich natürlich nicht ausruhen. Wenn Sie auf 3D-Software schauen oder generell Computer-Technologie, dann haben die USA wieder die Nase vorn. Aber hinsichtlich der Qualität, etwa in der Oberflächenbehandlung, genießt speziell das Handwerk im deutschsprachigen Raum hier einen sehr guten Ruf – und das zu Recht.

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