Dipl.-Ing. Stefan Materna
"Der europäische Brückenbau ist weitgehend harmonisiert"
Metallbau Metzger in Bruchsal ist im Stahlbau zuhause ist. Die beiden Auszubildenden lernen nicht den Beruf des Metallbauers Richtung Konstruktionstechnik, sondern Industriemechaniker Fachrichtung Konstruktionstechnik, landläufig ist dies der Beruf des Stahlbauschlossers.Die Leistungen fokussieren sich auf Brückenbau, Instandsetzung von Kesseln, Fertigung von Komponenten für die Industrie, Hallenbau und Instandsetzung historischen Bestands. -> zum Unternehmensporträt
„Aus der Ferne lässt sich das schreckliche Geschehen schwer beurteilen. Ich bin auf die Ergebnisse der Sachverständigen vor Ort gespannt. Sicher berührt und interessiert so ein Geschehen umso mehr, wenn man mit der Materie zu tun hat. Auf keinen Fall darf man jetzt nach so einem Großereignis die Pferde scheu machen und alles schlecht reden. Andererseits wird die Notwendigkeit der Qualitätssicherung und Bauüberwachung vor Augen geführt. Ich denke, wir werden sensibilisiert und vielleicht erfahren wir ausführende Brückenbauer mehr Verständnis in der Bevölkerung für Baumaßnahmen auf Autobahnen.
Ich gehe in Deutschland von einer intakten Infrastruktur aus, welche den üblichen Wartungs- und Instandhaltungszyklen unterliegt. Durch den enormen Brückenneubau in den 1950er und 1960er Jahren als Folge der Zerstörungen im zweiten Weltkrieg und auch aufgrund der veränderten Verkehrsströme durch die Teilung Deutschlands aber auch wegen erhöhter Verkehrslasten kommen im Moment sehr viele Brücken an ihre Erlebensgrenze. Das ist aber ein bekannter Umstand, welchem im Moment durch viele Ersatzneubauten oder auch Behelfsmaßnahmen begegnet wird. Da hat sich auch schon vor dem Einsturz in Genua sehr viel getan. Um solch einem Desaster in Deutschland vorzubeugen, haben wir sehr strenge Kriterien, nach denen Brücken gebaut, unterhalten, regelmäßig gewartet und geprüft werden. Wie überall im Leben gibt es ein Restrisiko, welches ich nicht beurteilen und beziffern kann. Ich schätze es äußerst gering ein. Über unsere Autobahnen fahre jeden Tag ohne Ängste und Zweifel.
Prinzipiell ist der Brückenbau in Europa weitgehend harmonisiert. Das heißt, die Regelwerke sind europaweit vereinheitlicht. In die Fortschreibung der Regelwerke fließen ständige Erkenntnisse aus der Forschung, aber auch aus kleinen und großen Ereignissen an Brücken ein. Dazu gehören auch die Schadensbilder, die bei den regelmäßigen Kontrollen festgestellt werden. Das Ergebnis der Untersuchungen zum Schadenshergang der Ponte Morandi wird sich damit sicher auch in unseren europäischen Regelwerken niederschlagen. Dass der Vorfall in Genua kurzfristig für mehr Ausschreibungen sorgt, glaube ich nicht. Um zusätzliche Ausschreibungen zu generieren, müssten Sanierungsanforderungen auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse festgestellt werden.“