Nachgefragt
Nicolas & Markus PeintnerDer Glas- und Metallbaubetrieb aus Farchant hat die Türen und Fenster der Werkhalle 3 in München-Neuaubing saniert. Die Peintners haben sich auf denkmalgeschützte Sanierungsprojekte spezialisiert und mit dem Profilsystem Janisol Arte 2.0 durchwegs gute Erfahrungen gemacht. Aufgrund der optischen Übereinstimmung mit der traditionellen Bauweise von Stahlfenstern sowie seiner hervorragenden technischen Eigenschaften eignet sich dieses System für den Einsatz in denkmalgeschützten Gebäuden. Die Werkhalle 3 stellt ein herausragendes Beispiel dafür dar, wie historische Bausubstanz und insbesondere die Gebäudehülle durch ein ganzheitliches Konzept auf den neuesten technischen Standard gebracht werden kann. Für die Werkhalle 3 des ehemaligen Bahnausbesserungswerks lieferte Peintner für die Fassade Fenster und Türen im Auftragswert von 1,5 Mio. Euro. Geschäftsführer Nicolas Peintner berichtet von den besonderen Herausforderungen, dass zwischen den Fenstern im Bestand und den neu eingebauten Stahlfenstern optisch von außen kein Unterschied sichtbar sein sollte. „Der Denkmalschutz gab vor, bestehende Fenster möglichst zu erhalten.“ Die gleiche Ansicht der Fenster gelang dem Betrieb mithilfe eines präzisen Aufmaßes mittels 3D-Laserscannern sowie mit Einsatz des Profilsystems Janisol Arte 2.0. Das digitale Aufmaß vereinfachte den Nachbau der Segmentbögen, über die die meisten Türen und Fenster verfügten. „Weil keines der Elemente identisch ist, gab es einen hohen Abstimmungsbedarf mit den Architekten Fischer + Steiger“, so Markus Peintner. Bei den bestehenden Fenstern, die aufgrund des Denkmalschutzes erhalten werden mussten, jedoch die bauphysikalischen Anforderungen der Sanierungsmaßnahme nicht erfüllten, wurden auf der Innenseite Alufenster der Serie Schüco AWS/ADS 75 Si installiert. Da die Bauwerkfassade gemäß den Anforderungen der Denkmalpflege von innen gedämmt wurde, konnten die neuen Fenster vorgesetzt in der Dämmebene montiert werden. Wegen der großzügigen Glasflächen bleibt der Altbestand weiterhin gut erkennbar, zugleich werden alle bauphysikalischen Anforderungen erfüllt.
„Bestandsumbau so teuer wie Neubau“
Der Umbau und die Umnutzung von Gewerbeimmobilien in Deutschland wird attraktiver – wenn auch nicht günstiger als die Errichtung gleichwertiger Neubauten. Dies stellten die Teilnehmer der Rückerconsult Online-Pressekonferenz „Bauen im Bestand“ fest. Marc Mockwitz, Geschäftsführender Gesellschafter von Cloudbrixx, Joachim Schmidt-Mertens, Geschäftsführer von Becken Development, Jens Fieber, Geschäftsführer von HIH Projektentwicklung Projektentwicklung und Majd Zughaibi, Partner von UNDKrauss Bauaktiengesellschaft waren sich darin einig, dass durch den erhöhten Planungs- und Arbeitszeitaufwand der Umbau und die Revitalisierung eines Bestandsgebäudes ähnlich kostspielig sei wie die Errichtung eines gleichwertigen Neubaus, bei dem etwa 25 Prozent der Baukosten auf die Errichtung des Rohbaus einschließlich Tiefbau entfallen würden, so Schmidt-Mertens. Marc Mockwitz von Cloudbrixx sieht teilweise sogar höhere Kosten, weil auch die Nachhaltigkeitsanforderungen im Bestand oft mit einem höheren Aufwand zu implementieren seien, und Jens Fieber von der HIH benennt eventuelle zeitliche Verzögerungen bei Bestandsrealisierungen als möglichen Kostentreiber.
Denkmalschutz zwingt zu Bestandsumbau
Ursächlich für den wachsenden Trend zu Bestandsumbauten sei, dass gerade innerstädtische Grundstücke bereits mit teils denkmalschutzwürdigen beziehungsweise städtebaulich markanten Gebäuden bebaut seien. Hinzu komme die Tatsache, dass Mieter und Investoren, die in der Gebäudesubstanz gebundene graue Energie weiter nutzen wollen und dies als Beitrag zum Klimaschutz und zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen an Relevanz gewinnen würde. Gewerbemieter würden sich daher eher für ein gut revitalisiertes Bestandsgebäude entscheiden als für einen gleichwertigen Neubau, sagte Schmidt-Mertens.
Diese Präferenz wie auch die aktuell rückläufige Neubautätigkeit spiegeln sich im Auftragsbestand und -eingang des Gewerbeausbauspezialisten UndKrauss wider. Das Unternehmen prüft derzeit Anfragen im Wert von rund 150 Mio. Euro und erwartet für das laufende Kalenderjahr eine Unternehmensleistung von 85 Mio. Euro. Dabei sei eine Trendwende vom Ausbau von Neubauflächen hin zum Bauen im Bestand sowie Verzögerungen bei den Auftragsbestätigungen zu beobachten, was auf einen stärkeren Wettbewerb bei Ausbauleistungen im Bestand schließen lasse. Bereits jetzt seien 70 Prozent der Projekte Bestandsumbauten und von den 200 Anfragen im vergangenen Jahr entfielen 95 Prozent auf Bestandsausbauten.
Bedarf für Revitalisierungen und Umnutzungen entsteht bei der HIH in der Regel, wenn Flächen nicht ohne Weiteres nachvermietet werden können, insbesondere bei Büroimmobilien. Jens Fieber, Geschäftsführer der HIH Projektentwicklung prüft aktuell rund 30 Projekte bezüglich Handlungsbedarf und -optionen. Das sind etwa sechs Prozent der von der HIH gemanagten Gebäude. Einen hohen Stellenwert räumt Fieber aktuell auch der energetischen Sanierung ein: „Die Ertüchtigung von Fassaden, Tiefgaragensanierungen sowie die ESG-Sanierung von Gebäuden mit der Erneuerung der Heizungs- und Lüftungstechnik sind unser täglich Brot.“ Voraussetzung für diese Maßnahmen sei vor allem eine nutzungsadäquate Lage des Objektes, um es im Anschluss auch wieder für die Vermietung platzierbar machen zu können. So konnte ein denkmalgeschützes Büro zu einer der modernsten Polizeiwachen Norddeutschlands entwickelt werden. In Köln und Hannover wurden zwei ehemalige Büros in Schulen transformiert, hier sieht Fieber viel Potenzial bei Städten und Kommunen.