Petra Schinnerl, Prokuristin bei Schinnerl Metallbau
metallbau: Statt Normalisierung auf Vor-Corona-Niveau brachte 2022 zahlreiche neue Herausforderungen. Wie erging es Schinnerl Metallbau?
Petra Schinnerl: Jedes Jahr bringt neue Herausforderungen. Mit dem Gedanken muss man sich anfreunden und das Beste daraus machen. Die Nachfrage und somit die Auftragslage war 2022 in vielen Kundenbereichen sehr gut — daher sind wir zufrieden.
Als größte Herausforderung sehe ich die Preisschwankungen. Egal, ob steigend oder fallend: Starke Preisschwankungen machen die Kalkulationen für unsere Projekte oft zum Glücksspiel.
metallbau: Lieferengpässe, Energie- und Rohstoffmangel — wie begegnet Ihr Unternehmen diesen Themen?
Schinnerl: Bei gewissen Produkten bzw. Rohstoffen wurden die Lager aufgefüllt, sodass wir unsere Termintreue beibehalten konnten. In einigen Bereichen und projektbezogenen Zukäufen ist das allerdings nicht möglich, sodass wir die längeren Lieferzeiten im Projekt-ablauf einplanen müssen. Wir kaufen gezielt ein und stimmen die Logistik mit möglichst wenig Fahrten ab.
metallbau: Sicherlich ein Kosten- und Umweltvorteil. Wie wirkt sich die Klimakrise auf Ihr Unternehmen aus?
Schinnerl: Das Thema „Nachhaltigkeit“ hat durch die Klimakrise an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Unternehmen setzen einen Fokus auf die Kriterien von ESG (Environmental Social Governance) und erarbeiten unterschiedliche Maßnahmen. Ich bin überzeugt, dass diese mittelfristig in den Vergabekriterien für unsere Kunden eine Rolle spielen werden.
Wir haben unsere Werkshallen mit Photovoltaik ausgestattet, sodass wir bis zu 80% unseres Bedarfs selbst decken können. Unsere fünf Elektroautos werden ebenfalls mit dem Strom der PV-Anlage gespeist. Auch Nachhaltigkeit in Form von effizientem Transport durch weniger Fahrten bei optimierter Terminkoordination und effizientem Einkauf spielen eine große Rolle.
metallbau: In welchen Formen spüren Sie die Auswirkungen des Ukrainekriegs?
Schinnerl: Wir erlebten direkt, dass die Rohstoffpreise zu Beginn des Ukrainekrieges und auch danach sehr stark reagierten. Als mittelfristige Auswirkung des Kriegs prognostiziert die OECD weniger Wachstum und viel Unsicherheit in der Weltwirtschaft. Das wirkt sich zeitversetzt in unserer Branche aus. Langfristige Bauvorhaben gehen vorerst weiter und werden abgeschlossen. Wir gehen aber davon aus, dass die Nachfrage bei neuen Projekten in vielen Kundenbereichen sinken wird.
metallbau: Spielt hier die wachsende Inflation eine Rolle?
Schinnerl: Ja, Projekte im sozialen Wohnbau werden weniger, und auch die Kaufkraft der Privatkunden sinkt. Wir setzen bei uns im Werk auf eine sehr breite Kundenbasis, um genau in solchen Situationen Ausweichmöglichkeiten zu haben. Das funktioniert bislang sehr gut.
metallbau: Auch Arbeitskraft war knapp in 2022. Wie bekamen Sie das zu spüren?
Schinnerl: Der Fachkräftemangel ist auch bei uns spürbar und wir haben mehrere Stellenprofile offen. Zusätzlich sind wir als staatlich ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb immer auf der Suche nach Lehrlingen in der Metalltechnik.
metallbau: Was erwarten und erhoffen Sie sich für das Jahr 2023?
Schinnerl: Die Befürchtungen zeigen sich anhand der schlechten BIP-Prognosen für das Jahr 2023. Als bekennender Optimist sehe ich darin aber viele Chancen. Wir haben unser Unternehmen mit einem hochmodernen Maschinenpark ausgestattet und speziell in den letzten drei Jahren sehr stark investiert. Damit, und mit unserem Dreamteam, sind wir sehr gut gerüstet.