Stahlbau

Thomas Wurst zur Krise

Geregeltes Leben mit Corona nötig

Thomas Wurst, Geschäftsführer von Wurst Stahlbau in Bersenbrück:


"Aktuell arbeiten von unseren 250 Beschäftigten ca. 70 Mitarbeiter im Home-Office. Was die Kinderbetreuung betrifft unterstützen wir die Belegschaft mit flexiblen Zeitkonten.

Meetings finden gehäuft über Video- und Telefonkonferenzen statt. Dass diese Arbeitsweise vorher vielfach abgelehnt wurde, bewerten wir nach jetziger Erfahrung eher als Frage des Wollens. Wir haben in jedem Fall dazugelernt, die digitale Kommunikation wird sicher auch nach der Krise umfassender eingesetzt als vorher.

Auf den Baustellen und in der Fertigung wird ungestört gearbeitet. Bei uns wurde schon immer in Schichten produziert, seit Corona nun neu mit einer Stunde Zeitpuffer zwischen dem Ende der einen und dem Start der nächsten. Auch hinsichtlich der Zulieferer und dem Materialfluss gibt es keine Probleme, der Einkauf ist wöchentlich mit unseren A-Lieferanten in Kontakt, sodass wir sofort informiert sind, wenn der ein oder andere Zulieferer auf Kurzarbeit umstellt.

Es kann durchaus sein, dass wir durch die Corona-Krise nichts verlieren – mit Bestimmtheit lässt sich das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Aber andere hat es gewiss viel schlimmer getroffen als unsere Branche. Dass uns noch ein allgemeiner Produktionsstopp bevorsteht wie in Italien oder Spanien, davon gehe ich nicht mehr aus. In diesem Punkt ist meiner Ansicht nach der Zenit überschritten. Aber um unser Gesellschaftssystem im Grundsatz aufrechtzuerhalten, müssen die Politiker die Wirtschaftsfähigkeit hochhalten. Dass angesichts dessen der Debatte über die Schließung von Schulen so viel Zeit eingeräumt wird, kann ich nicht nachvollziehen. Im Vergleich zum Schaden, der durch geschlossene Läden verursacht wird, schmerzt es doch wenig, ob ein Schüler seinen Abschluss mit 17 oder 18 Jahren absolviert.

Konkrete Stornierungen von Aufträge gibt es nicht, aber Anfragen, ob sich das Projekt gegen Aufpreis schieben lässt. Neue Aufträge sind seit der Corona-Krise merklich zurückgegangen beziehungsweise es werden die Anfragen vage formuliert, vor allem in punkto Projektstart. Dass sich die Unsicherheiten im Markt bemerkbar machen, ist klar. Wir leben von unserem Auftragsbestand, aber im zweiten Halbjahr kann es durchaus eng werden.

Damit die Wirtschaft investitionsbereit bleibt, sollten die Politiker klare Aussagen treffen. Zeigt die Politik allerdings in den nächsten Tagen nicht genug Mut zu Lockerungen und wir müssen doch noch drei bis vier Monate Kurzarbeit anmelden, dann wird auch dies für uns nicht existenzbedrohend. Für das Jahr 2021 gehe ich in jedem Fall von sehr guten Aussichten aus. Entscheidend ist, dass die Gesellschaft ihre Kräfte bündelt, um einen ausgeklügelten Fahrplan für ein Wirtschaften mit der Krankheit zu organisieren."

-> zum Fachartikel: Wurst Stahlbau nutzt künstliche Intelligenz

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