Interview

Hans-Joachim Arnold, BF-Präsident

„Wir bereiten Freude mit lichten Räumen!“

Nach rund 20 Jahren BF-Vorstandsvorsitz hat Thomas Dreisbusch den Stab Anfang April an Hans-Joachim Arnold von den Glaswerken Arnold in Remshalden weitergegeben. Der 56-Jährige hat sich vor der Wahl mit der Vorstandschaft abgestimmt, dass er das Ehrenamt für zwei Wahlperioden übernehmen würde. Stefanie Manger hat mit dem Glasexperten über seine neue Aufgabe gesprochen.

metallbau: Sie sind mit der Arbeit für Glaswerke Arnold und als Vorsitzender des Aufsichtsrats von Isolar-Glas sicher sehr beansprucht. Warum jetzt noch dieser Posten im Ehrenamt?

Hans-Joachim Arnold: Ich habe mir die Entscheidung nicht leichtgemacht, es gab vorab Gespräche mit der Vorstandschaft über die Zielrichtung des Bundesverbandes. Als klar war, dass die Wellenlänge passt und wir in den Zielen konformgehen, war ich bereit. Manchmal muss man Dinge tun, die andere nicht leisten wollen. Aber schlussendlich ist es eine Ehre, ein solches Amt begleiten zu dürfen, der BF hat gute Arbeit geleistet, sich in den vergangenen Jahren sozusagen neu erfunden. Ich habe im Arbeitskreis „Pro Glas“ mitgewirkt, Isolar-Glas war bis dato mit Dr. Klaus Huntebrinker in der Vorstandschaft vertreten und ist es nun mit dem neuen Managing Director Hannes Spiß.

metallbau: Auf welche Themen freuen Sie sich bei Ihrer neuen Aufgabe?

Arnold: Die Lobbyarbeit für unser Produkt ist spannend, vom Fenster beispielsweise macht unser Glas 90 Prozent der Fläche aus, aber nur ein Bruchteil vom Preis. Im Vergleich mit den anderen Baustoffen für die Fassade haben wir aus der Glasbranche ein bisschen zu kämpfen, dass wir nicht übersehen werden. Die Kooperation mit anderen Branchenverbänden, mit der Politik und das Netzwerk weiter auszubauen, wird also auf meiner Agenda stehen. Unsere BF-Initiative Tageslicht ist ja vergleichsweise neu und fordert ebenfalls Engagement.

metallbau: Die DIN 18008 und die DIN EN 17037 werden Ihnen sicher auch Arbeit bescheren!

Arnold: Die Normen sind ein wichtiges Thema, beispielsweise wenn es darum geht, unsere Mitglieder in der Auslegung der überarbeiteten DIN 18008 Teil 1 und Teil 2 zu beraten. Auch geht es darum, angesichts der teils sehr emotional geführten Normdebatte nach Veröffentlichung der neuen DIN 18008 im Herbst wieder für Ruhe zu sorgen. Und wenn die DIN EN 17037 normativ den Gebäuden mehr Licht vorschreibt als die bislang tradierte Bauweise, dann ist dies nicht nur gut für unser Geschäft, sondern es macht Sinn für das Wohlgefühl der Nutzer und deren Gesundheit. Aber in die Details der Norm muss ich mich noch einarbeiten.

metallbau: Ist das Innovationspotenzial der Glasbranche denn ausgereizt?

Arnold: Nein, es wird weiter Innovationen geben. Wir haben hier bei Glaswerke Arnold derzeit drei, vier Projekte laufen, aus denen sich etwas Besonderes für den Markt entwickeln kann. Überhaupt vertreten wir den schönsten Werkstoff der Welt; wenn Menschen ein lichtes Gebäude betreten, bereitet ihnen das Freude, dafür können wir erstmal gar nichts. Moderne Architekten arbeiten begeistert mit uns. Als Architektenberater erhalte ich immer wieder die Rückmeldung, dass unser Werkstoff einen Stellenwert hat. Wir sind bei großen Themen wie Energie, Urbanisierung oder Autonome Gebäude mit gefragt.

metallbau: Wie schätzen Sie das Marktpotenzial von Vakuumglas ein?

Arnold: Noch bin ich nicht überzeugt, dass es für Vakuumglas einen größeren Markt gibt. Für Renovation könnten die Scheiben interessant sein, auch die Verarbeitung kommt wegen des speziell notwendigen Know-hows nur für wenige Betriebe in Frage. Soll Vakuumglas mit Funktionen ausgestattet werden, dann wird daraus Isolierglas. Andererseits hätte man gerne leichtere Isoliergläser, aber diese wiederum sind zu teuer. Wer weiß, was die Forschung noch bringt …

metallbau: Der Preis für Flachglas ist gestiegen und hat sich auf stabilem Niveau eingependelt. Wie zufrieden sind Sie mit der Preisentwicklung?

Arnold: Float bleibt im Preis eher konstant, wie sich das in nächster Zukunft verhält, darüber lässt sich nichts sagen. Für Standardprodukte hat sich die Debatte um den Preis nicht beruhigt, viele versuchen deshalb mit höherwertigen Produkten ihr Glück, zunehmend auch im Ausland.

metallbau: Offenbar erfolgreich. Im ersten Halbjahr 2018 meldete der BV Glas ein Wachstum für den Auslandsumsatz deutscher Hersteller um ca. 10%. Sehen Sie da noch mehr Potenzial?

Arnold: Insbesondere für Glasveredler divergieren die Märkte regional, beispielsweise, wenn ich an die Nachfrage nach unserem Vogelschutzglas in den USA denke. Aber vom Bauboom der USA profitiert auch die deutsche Glasbranche im Allgemeinen und dieser sollte in den nächsten zwei, drei Jahren nicht abebben. Das Wachstum im arabischen Raum ist konstant, auch in Indien gibt es Bedarf an Produkten „Made in Germany“, beispielsweise für Hochhäuser, die im LEED-Standard gebaut werden. In Asien gibt es lukrative, projektbezogene Aufträge und nicht zu vergessen sind die Potenziale in Europa. Derzeit entsteht in Belgrad/Serbien auf einer Fläche von 2 km² eine der größten Baustellen Europas. Die Investoren dort wollen gute Qualität, und großformatige Glasscheiben liefern aktuell vor allem die Hersteller aus Deutschland.

www.bundesverband-flachglas.de

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