Wo Berufsschüler Hilfe zur Selbsthilfe finden

Probleme „in der Penne“

Probleme von Azubis in der Berufsschule kennt deutschlandweit fast jede Firma, die ausbildet. metallbau-Mitarbeiterin Susanne Elgaß hat sich umgehört: Wie kann der Betrieb in solchen Fällen helfen? Welche inrichtungen bieten berufsbegleitend entsprechende Maßnahmen an?

Schwachpunkte haben Jugendliche häufig in Mathematik, Deutsch, Sozialkunde, aber auch fachbezogen werden Defizite festgestellt. Ob das vor allem am aktuellen Lehrermangel, an der Bequemlichkeit, am lückenhaften Grundwissen der Auszubildenden liegt, ist schwer festzustellen. Aber das ist nach Ansicht von Fachleuten auch nicht vorrangig. Wichtig ist vielmehr: Was kann man dagegen unternehmen?

Natürlich kann man jungen Leuten innerbetrieblich Nachhilfe geben oder bei den Hausaufgaben helfen, doch das kostet Zeit, Geduld, Geld und wird von manchem Auszubildenden vielleicht noch nicht einmal angenommen. Es gibt andere Möglichkeiten. Eine davon sind die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH), wie sie das Kolping-Bildungswerk anbietet.

Vier Schwerpunkte. Die Kolping-Bildungsagentur leistet hauptsächlich Jugend- und Sozialarbeit. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der ausbildungsbegleitenden Hilfe. Sie wird von der Agentur für Arbeit und regionalen Einrichtungen finanziert und ist für Berufsschüler und Betriebe kostenfrei. Deutschlandweit erfolgt diese sogenannte „Nachhilfe“ nach folgendem Muster:

¬ Der Berufsschulstoff wird wiederholt.
¬ Mit Fachlehrern werden Antworten auf Fragen erarbeitet, die im Unterricht aufkommen.
¬ Allgemeine Wissenslücken werden weitgehend geschlossen.
¬ Auf Schulaufgaben, Prüfungen und insbesondere die Abschlussprüfung bereiten sich die Teilnehmer gemeinsam vor.
¬ Auf Schulaufgaben, Prüfungen und insbesondere die Abschlussprüfung bereiten sich die Teilnehmer gemeinsam vor.
Die Grundidee ist, die Jugendlichen in ihrer Ausbildung soweit zu unterstützen, dass sie selbstständig ihren Weg meistern und nicht auf halber Strecke aufgeben. Deshalb ist die abH des Kolping-Bindungswerkes nicht nur eine herkömmliche Nachhilfe, sondern vielmehr eine effektive Unterstützung, sein Leben selbst in den Griff zu bekommen.

Um sich einen Einblick in die abH-Maßnahme zu verschaffen, hat metallbau mit Sozialpädagogin Ulrike Newel von der Kolping-Bildungsagentur Geretsried und drei Auszubildenden (s. PDF-Download "Meinungen von Azubis zur abH von Kolping" am Ende dieses Beitrages) gesprochen, die dieses Angebot nutzen.

Frau Newel, wie kommt ein Auszubildender dazu, sich bei Kolping zu bewerben? Gibt es bestimmte Anlaufstellen?

Ulrike Newel: Es gibt Schulsozialarbeiter in den Berufsschulen, die Auszubildende an Kolping verweisen. Außerdem stellen wir die Kolping- Bildungsagentur in den Berufsschulen bei Erhalt des Zwischenzeugnisberichtes zum Halbjahr vor. Ist ein Schüler versetzungsgefährdet, weist die Berufsschule bereits in der entsprechenden Mitteilung auf die Möglichkeit der ausbildungsbeleitenden Hilfe hin. Ebenso haben viele Berufsschulen auf ihrer Homepage einen Link zur nächsten Kolping-Bildungsagentur in ihrer Nähe. Natürlich kennen uns auch viele Betriebe durch Empfehlungen von Berufsschullehrern oder Kollegen und von Auszubildenden, die die Institution vorher schon besucht haben.
Ein anderer Wegweiser zu Kolping ist der Berufsberater der Bundesagentur für Arbeit in der jeweiligen Region. Bei Nachfragen von Eltern, Schülern und Betrieben kann er auf unsere abH-Maßnahme als mögliche Hilfe für den Auszubildenden hinweisen. Ansonsten darf Kolping keine Werbung machen oder Anzeigen nur nach Absprache mit der Bundesagentur für Arbeit schalten.

Gibt es auch Alternativen zu Kolping?

Ulrike Newel: Ja, die gibt es auf jeden Fall. Ich weiß, dass die BFZ (Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft), dieDAA(Deutsche Angestellten-Akademie) und auch das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V. ausbildungsbegleitende Hilfen anbieten. Diese Einrichtungen bewerben sich, ebenso wie die Kolping-Bildungsagentur, beim regionalen Arbeitsamt um die Ausschreibung finanzieller Maßnahmen.

Wie stellen Sie sicher, dass die Schüler auch zum Unterricht erscheinen?

Ulrike Newel: Die Anwesenheitspflicht beträgt mindestens drei Schulstunden pro Woche. Bei mehrmaligem unentschuldigtem Fehlen erfolgt zunächst die Anhörung der Teilnehmer, und gegebenenfalls werden die Eltern und der Betrieb von mir oder meiner Kollegin informiert, um dem Problem auf den Grund zu gehen.

Unsere Aufgabe ist es, die Teilnehmer zu motivieren und ihnen die Wichtigkeit ihrer Ausbildung näher zu bringen. Die Betriebe müssen bei Eintritt zum Kolping-Bildungswerk eine Einverständniserklärung unterschreiben, die sie vom Unterricht in Kenntnis setzt. Ein Sozialpädagoge besucht die Betriebe und informiert den Vorgesetzten des Auszubildenden über den Ablauf, Stundenanzahl und Zeiten. Daher unterstützen die Betriebe zusätzlich die sozialpädagogische Arbeit.

Wenn ein Schüler zu oft unentschuldigt fehlt, meldet ihn das Arbeitsamt, das die Anwesenheitsliste wöchentlich einsieht, bei Kolping ab. 

Wie viele Schüler beenden ihre Ausbildung mit Hilfe von Kolping erfolgreich?

Ulrike Newel: In der Regel schließen mehr als 80 Prozent der von uns betreuten Teilnehmer ihre Ausbildung ab, im Schuljahr 2007/08 waren es 353 Absolventen.

Können Sie mir allgemeine Informationen zu den Unterrichtszeiten und den Lehrern geben?

Ulrike Newel: Ich will diese Frage am Beispiel meiner Einrichtung in Geretsried beantworten. Wir haben zurzeit zwei Sozialpädagogen mit 25 und 35 Arbeitsstunden und zwei fest angestellte Lehrer/innen mit jeweils zehn Stunden Unterricht in der Woche. Die restlichen Lehrer werden nach Bedarf gegen Honorar auf Kosten der Agentur für Arbeit angefordert.

Wie gewinnen Sie Ihre Lehrer?

Ulrike Newel: Zum Teil durch Stellenanzeigen in der örtlichen Zeitung, aber auch durch Empfehlung der Berufsschulen.

Welche Lehrer haben Sie für die Fachrichtung Metallbau?

Ulrike Newel: Das sind Hubert Klein, Lehrer an der Städtischen Berufsschule für Metallbau und Technisches Zeichnen in München, und gelernter Betriebsschlosser mit vorherigem Studium an der TU München, sowie Wolfgang Hofmann, Lehrer an der Berufsschule Miesbach, gelernter Maschinenbautechniker mit eigenem Betrieb.

Frau Newel, wir bedanken uns sehr für das informative Gespräch.

Info + Kontakte
Kolping-Bildungsagentur
ausbildungsbegleitende Hilfen Geretsried
Kirchplatz 8
82538 Geretsried
Tel. +49 (0)8171/6876
Fax +49 (0)8171/63660

Internet:
¬ Kolping-Bildungsagentur:
www.kolping.de

¬ Berufliche Fortbildungszentren der
Bayerischen Wirtschaft: www.bfz.de

¬ Deutsche Angestellten-Akademie:
www.daa-bw.de

¬ Evangelische Kirche in Deutschland
e.V.: www.diakonie.de

¬ Bundesagentur für Arbeit:
www.arbeitsagentur.de

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