Im Rückblick: 40 Jahre Metallbau

Rudolf Hehrlein, Uhl Metallbau

„Stahl war und ist nachhaltig.“

Seit mehr als drei Jahrzehnten ist Rudolf Hehrlein beim Betrieb Uhl Stahl- und Metallbau in Würzburg in der Verantwortung, aktuell als Werkstattleiter – Fachautor Philipp Peters hat ihn gefragt, was sich in dieser langen Zeit geändert hat?

metallbau: Herr Hehrlein, können Sie sich noch an Ihren ersten Arbeitstag bei Uhl erinnern?

Rudolf Hehrlein: Dunkel, es ist ja schon ein paar Jahre her. Es war auf jeden Fall eine Umstellung. Bei meinem vorigen Arbeitgeber war ich in der Angebotsabteilung. Zu Uhl kam als ich als Montageleiter.

metallbau: Vom Schreibtisch direkt in die Praxis?

Hehrlein: So kann man das sagen. Die Arbeitsbedingungen waren damals noch ganz anders. Uhl war da noch eine kleinere Firma, die ihre Büros in einer alten Holzbaracke hatte. Das Gelände hatten wir von einem Stahlhändler übernommen. Das heißt, es gab ein Lager und ein kleines Büro, das keinen großen Standard hatte.

metallbau: Sie waren für die Montageabwicklung zuständig?

Hehrlein: Richtig. Damals hatten wir zehn Monteure, das ist mehr als heute. Ich war dafür zuständig, dass alles gut vorbereitet wurde, habe mir Baustellen angeschaut, Hebezeuge bestellt, mich um den Transport gekümmert, die Monteure eingeteilt und die Arbeit auf den Baustellen im Auge behalten. Da war ich auch viel unterwegs.

metallbau: Die Einsatzplanung lief damals sicher noch klassisch. Hat sich das verändert?

Hehrlein: Damals gab es ja noch keine modernen Kommunikationswege, keinen Mobilfunk. Es hatte nicht mal jede Firma einen Fernschreiber, also das heutige Fax. Nicht mal einen Kopierer hatten wir. Das lief noch per Durchschrift und wenn man einen Durchschlag haben wollte, musste man das Blatt in diesen Apparat einspannen und kurbeln. Aber die Einsatzplanung selbst läuft bei uns noch fast klassisch ab, eher konventionell.

metallbau: In welchem Bereich ist das anders?

Hehrlein: Im Einkauf. Wir stellen gerade auf ein digitales Warenwirtschaftssystem um, in dem die Bestelllungen online erfolgen, ebenso die Buchungen. Hier ging vieles bis vor Kurzem noch manuell. Das hat sich gewandelt.

metallbau: Wie läuft der Austausch mit den Lieferanten?

Hehrlein: Wir ordern noch konventionell bei den Stahlhändlern. Wir haben oft sehr individuelle Bestellungen in geringen Losgrößen. Da muss man kurzfristig Material bekommen. Die technischen Büros planen bis zuletzt. Dann muss die Fertigung am nächsten Tag in der Werkstatt beginnen. Da ist der persönliche Kontakt wichtig. Aber wenn die Bestellung gemacht ist, laufen viele Prozesse jetzt digital und vernetzt.

metallbau: So kurzfristig — ist das die Regel?

Hehrlein: Wir hatten 2018 ein gutes Jahr mit einigen Großaufträgen. Da bekommt man schon einen gewissen Vorlauf hin. Anders geht es gar nicht. Doch in der Regel ist es so, dass wir schnell und flexibel reagieren müssen, ja.

metallbau: Sie haben im Prinzip zehn Generationen an Auszubildenden erlebt — allein in Ihrer Zeit bei Uhl. Was unterscheidet den Azubi von damals vom Azubi von heute?

Hehrlein: Damals war es noch deutlich leichter, qualifizierten Nachwuchs zu finden. Der Beruf in der Werkstatt hat in den vergangenen Jahrzehnten leider an Bedeutung und Ansehen verloren. Das merken wir an der Zahl und Qualität der Bewerber. Aber wir mussten uns schon immer strecken, weil es in unserer Nachbarschaft einige Firmen auf diesem Gebiet gibt, die deutlich größer und damit auch prominenter sind als wir.

metallbau: Und was macht dann Ihrer Meinung nach den Unterschied, warum die Leute zu Uhl kommen?

Hehrlein: Wir sind inhabergeführter Mittelstand. Das hat einen familiäreren Charakter und das bedeutet mehr Vertrauen — von beiden Seiten. Wer bei uns eine Ausbildung macht, der wird in der Regel auch übernommen. Wenn ich mir heute unsere Belegschaft anschaue, sind das fast alles Mitarbeiter, die auch bei uns gelernt haben.

metallbau: Muss der Monteur auf der Baustelle sein Handy ausschalten?

Hehrlein: Nein, die Mitarbeiter dürfen das Handy eingeschaltet lassen. Auch im Büro.

metallbau: Früher konnte man den Monteur unterwegs nicht erreichen. Da konnte man nur auf die Baustelle fahren.

Hehrlein: Gut, Bauherr oder Architekt sind ja meist doch vor Ort. So hat man die Leute schon erreicht. Oder man hat eine Nachricht in der Pension hinterlassen. Ich war später dann einer der Ersten in der Firma, der als Bauleiter vor Ort mit einem eigenen Handy erreichbar war. Das war schon etwas anderes.

metallbau: Und heute ist es einfacher?

Hehrlein: Nicht immer. Heute ist es eher so, dass alles immer sofort geklärt werden soll. Es ist dadurch viel hektischer geworden  — und das ist manchmal völlig unnötig. Oft geht es nämlich um Informationen, die gar nicht so wichtig sind und auch bequem bis zum Abend hätten warten können.

metallbau: Auch im Austausch mit Kunden und Lieferanten?

Hehrlein: Es wird natürlich kurzfristiger und ich glaube auch, dass die Vorteile überwiegen. Informationen kommen schneller ans Ziel. Aber wenn ein Kunde heute eine Halle ganz individuell plant, dann will er auch, dass es ruckzuck passiert. Vier bis fünf Wochen — und dann soll die Halle fertig sein! Das ist für mich schwer nachvollziehbar. Keiner hat mehr Zeit. Wenn ich mir heute eine Küche kaufe, dauert es doch auch ein paar Monate, bis die dann bei mir zu Hause aufgebaut ist.

metallbau: Wie ist die Zusammenarbeit mit den Ämtern? Sind die Behörden strenger geworden?

Hehrlein: Es ist vielschichtiger, weil immer mehr Behörden mitreden wollen oder angehört werden müssen. Das ist in den vergangenen zehn Jahren sicher deutlich komplexer geworden.

metallbau: Was ist das größere Thema — Brandschutz oder Statik?

Hehrlein: Immer die Statik. Damit fängt es an. Das ist das Wichtigste. Aber natürlich sind Brandschutz und andere Sicherheitsmaßnahmen auch Themen, die wir ernst und verlässlich angehen.

metallbau: Wie sehen Sie die Entwicklungen im Bereich Arbeitsschutz?

Hehrlein: Sehr positiv. Wenn ich überlege, wie es zu meiner Zeit auf den Baustellen zuging: Da gab es keine Hebebühnen, alles wurde mit Leitern gemacht. Ich weiß noch: Es gab hier in Würzburg eine Firma, die eine Hebebühne hatte, die auch verliehen wurde. Heute ist das Standard. Früher sind wir auf Leitern geklettert und haben von dort oben montiert. Das ist heute nicht mehr vorstellbar.

metallbau: Hat das dazu geführt, dass heute weniger Unfälle passieren?

Hehrlein: Ja. Wenn Sie die Zustände von damals heute auf einer Baustelle hätten, dann wäre das kriminell. Das ist gut, dass hier heute ein anderer Standard herrscht. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten heute in einer Höhe von neun bis zehn Metern mit einer Leiter arbeiten! Klar, die Monteure kannten das nicht anders. Denken Sie an die berühmten Motive vom Bau der Wolkenkratzer in den USA. Da sind die Monteure in luftigen Höhen rumgeturnt und waren nicht einmal mit einem Gurt gesichert.

metallbau: Wie ist es mit dem Leistungsumfang? Ich bin Anfang 40 und habe es nicht miterlebt. Aber aus Gesprächen bleibt der Eindruck: Früher war es für den Auftraggeber normal, dass er noch mit jedem Handwerker sprach. Heute gibt er diese Verantwortung am liebsten an einen GU ab.

Hehrlein: Diese Entwicklung gibt es. Früher war es der Architekt, der die unterschiedlichen Gewerke vergeben und koordiniert hat, manchmal der Bauherr selbst. Heute vergibt man gerne komplett. Das hat den Hintergrund der Kostensicherheit. Bauherr und Architekt sagen: Die Halle darf 500.000 Euro kosten — nicht mehr. Und über die Komplettvergabe holen sie sich die Garantie, dass der Preis eingehalten wird.

metallbau: Die Verantwortung liegt heute beim Stahl- oder Metallbauer?

Hehrlein: Das ist so. Natürlich sind vor allem bei größeren Objekten noch die Architekten im Spiel. Aber oft ist es so, dass die Generalunternehmer (GU) den Preis fixieren, damit der Bauherr Planungssicherheit hat.

metallbau: Wie hat man bei Uhl auf diese Entwicklung reagiert?

Hehrlein: Wir haben das frühzeitig erkannt und so dafür gesorgt, dass immer jemand da ist, der diese Angebote kalkulieren kann. Auch beim Brandschutz haben wir immer Kompetenzen im Haus. Wir sind gut darauf eingestellt und sehen es als Chance, zusätzliche Aufträge zu bekommen.

metallbau: So kann man sich vom Wettbewerber abheben!

Hehrlein: Richtig. Es gibt viele Hallenbauer, die vor allem Serienfertiger sind. Da spielen wir nicht mit. Wir punkten durch unsere Stärken in der individuellen Planung.

metallbau: Vor 20 Jahren war ja das Thema Optik auch nicht so wichtig!

Hehrlein: Das gab es gar nicht. Schauen Sie sich die 08/15-Hallen doch an, die da heute noch stehen. Einfache Verkleidung, grundierter Stahl. Klar, der Maler, der die Halle für sein Material brauchte und vielleicht, um Fahrzeuge unterzustellen, der war damit zufrieden. Heute sieht das anders aus!

metallbau: Das Thema Nachhaltigkeit wird im Bauwesen immer wichtiger. Greift das auf den Stahlbau über? Müssen Sie irgendwann über Holzbau nachdenken?

Hehrlein: Wieso denn? Stahl ist doch nachhaltig! Stahl kann man nach dem Abbau doch wieder in den Kreislauf führen. Da sind wir gut im Rennen. Beim Ausbau ist das ein Thema, bei der Wärmedämmung zum Beispiel. Da steckt überall das alte Styropor drin, das geht heute nicht mehr. Das wird jetzt aufwändig saniert. Aber ich sehe selten, dass ganze Stahlhallen abgerissen werden, weil sie nicht mehr zeitgemäß sind. Stahl bleibt.

Zur Person: Rudolf Hehrlein

Rudolf Hehrlein, 63, ist der Mann für alles. Der Bauingenieur gehört beim Würzburger Stahl- und Metallbauunternehmen Uhl zu den tragenden Säulen. Vor 32 Jahren fing er dort als Montageleiter an. Heute kümmert er sich als Prokurist in Personalunion um die Leitung der Werkstatt, die Kapazitätsplanung und den Materialeinkauf. Als Hehrlein vor 33 Jahren zu Uhl kam, war das Unternehmen noch in einer Holzbaracke in der Nähe des Hafens von Zell am Main zu Hause. Die Aussichten waren seinerzeit wenig rosig. Doch Uhl hat sich berappelt, schaffte die Wende und zog schließlich nach Würzburg. „Das war wirklich ein Quantensprung“, erinnert Hehrlein sich. Hehrlein hat den technologischen Wandel, der auch das Metallhandwerk begleitet, erlebt wie kaum ein anderer. Zu seiner Anfangszeit lief noch alles über Briefe und Telefon. Später kam das Fax und revolutionierte schon Bestellabläufe. Heute werden ganze Zulieferketten digitalisiert und automatisiert – eine Entwicklung, der sich auch Uhl als moderner Dienstleister im Auftrag seiner Kunden nicht verschlossen hat.
Hehrlein kann die Ziellinie seiner Karriere schon sehen, will aber noch ein paar Jahre mit vollem Einsatz dabei bleiben. „Das Miteinander im Betrieb macht mir Freude und sorgt dafür, dass man nicht gleich nach fünf Jahren den Arbeitgeber wechselt.“ Hehrlein lebt in der fränkischen Karnevalshochburg Veitshöchheim. Er ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und mittlerweile auch Großvater.

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