Metallbau Nagel
Spezialisiert auf StahlprofilkonstruktionenMetallbau Nagel in Wesseling beschäftigt 30 Mitarbeiter und war mit der Erneuerung der Ost- und Westfassade der Aachener Domsingschule beauftragt. Klein, aber oho! So könnte man die Sanierung wohl am besten beschreiben. Für den Familienbetrieb war die Fassadensanierung der Domsingschule ein „eher mittelgroßes“ Projekt; die Leistungsbeschreibung hatte Nagel in einem beschränkten Bieterkreis erhalten.
Klein hinsichtlich der Fläche und der deshalb veranschlagten Bauzeit von sechs Wochen, oho wegen der Komponenten: z.B. der 300 kg wiegenden Bronzeapplikationen an einer Fluchttüre im Erdgeschoss und Spezialgläsern in den Dreiecksgiebeln, die 40 Wochen (!) Lieferfrist hatten — das alles in einem Bauwerk, dessen Betonpfeiler sich nach oben hin konisch verjüngen.
„Der Verzicht auf eine Bestandsöffnung hat sich im Nachhinein als Fehler erwiesen“, konstatiert Manuel Nagel, Geschäftsführer von Metallbau Nagel. Um den laufenden Schulbetrieb nicht zu beeinträchtigen, wurde statt der Bestandsöffnung eine 3D-Fotovermessung durchgeführt, welche – wie sich später herausstellte – deutlich vom Bestand abwich. „Da fehlten Auflagermöglichkeiten an den Deckenköpfen und wir mussten in Windeseile Laserzargen bauen, um die Elemente zu befestigen — und das alles in den sechs Wochen Schulferien im Sommer. Letztlich haben wir die Baustelle für eine Woche stillgelegt, um in der Werkstatt Montagezargen herzustellen.“ Auch dass die Bronzeapplikationen an den Türen des Erdgeschosses statt der geschätzten „50 bis 80 kg“ de facto 300 kg auf die Waage brachten, erforderte einen aufwendigen Abstimmungsprozess und viele technische Klärungen, zumal die Normen in den 1960er-Jahren andere waren. „Deshalb sehen Bänder und Beschläge nun etwas anders aus als zuvor, entsprechen jedoch uneingeschränkt der Norm für Flucht- und Rettungswege.“
Ersatzverglasung als Notlösung
Zum Leistungsverzeichnis des Metallbauers zählte auch die Verglasung mit SageGlass, einem Sonnenschutzglas mit automatischer Tönungsfunktion. Es wurde in den Dreiecksgiebeln der obersten Etage montiert, wo ein mechanischer Sonnenschutz nicht infrage kam. Schon in der Planungsphase arbeiteten Metallbauer, Elektroplaner und der Fachplaner von Schüco International eng zusammen. Schüco erstellte den Schaltplan und lieferte alle Steuerungskomponenten, die Montage derselben oblag dem Gewerk Elektro-/Haustechnik. „Das Spannende war, dass jeder Scheibe ein separates, im Rahmen geführtes Steuerungskabel mit Positionsbezeichnung zugeführt werden musste“, erläutert Nagel, „insgesamt waren es 68 Stück.“ Die ab Austritt aus dem Stahlprofil bis zu 38 Meter langen Kabel wurden bauseits verlegt. „Die Zweifach-Isoliergläser mit der außen liegenden Scheibe aus SageGlass müssen dann nur noch in die Felder eingestellt werden“, so Nagel. „Der Anschluss erfolgt von außen unsichtbar mittels Stecker und Buchsen im Glasfalz — ‚plug and play’ sozusagen — zumindest theoretisch.“ Praktisch wurden die Scheiben jedoch nicht rechtzeitig angeliefert, sodass man gezwungen war, eine provisorische Ersatzverglasung einzusetzen. Zum Ende der Sommerferien wurde das Gebäude abgerüstet und die Arbeiten so weit abgeschlossen, dass der Schulbetrieb ohne Einschränkungen aufgenommen werden konnte.
Die nachträgliche Montage des SageGlass in den darauffolgenden Faschingsferien erwies sich als eine sehr montageaufwendige Angelegenheit. Sie erfolgte mit einem Hubsteiger, wozu der Katschhof teilweise für den Publikumsverkehr gesperrt werden musste und erforderte viel manuelles Geschick, um die bis zu 200 kg schweren Scheiben zwischen Stahlprofilkonstruktion und den Heizkörpern vor den Unterlichtscheiben einzufädeln. Dann endlich das ersehnte „plug and play“; die Steuerung programmierte ein Techniker von SageGlass vor Ort.
Frühzeitige Absprachen
„Für uns war die Montage von SageGlass eine Premiere“, so Nagel. „Aufgrund der engen zeitlichen Taktung im Projekt und der langen Lieferzeiten des Glases – die unter anderem durch die Anfertigung von Modellscheiben bedingt war – würde ich heute sehr viel früher mit dem Kunden über die Möglichkeit einer provisorischen Verglasung sprechen.“ Es sei zudem wichtig, den Profillieferanten so früh wie möglich in den Bestell- und Planungsprozess einzubeziehen. „Die Ausarbeitung und vor allem die Abstimmung zwischen Schüco, der TGA, dem Architekten bzw. Fassadenplaner und dem Bauherren sowie die Revision von Planunterlagen hat viel mehr Zeit gekostet, als gedacht – es ging ja nicht nur um die Anforderungen an das Glas an und für sich und dessen Bestellung, sondern auch darum, Elektroinstallation und TGA frühzeitig einzubeziehen. Dies ist normalerweise nur bei Alarm- oder Antriebstechnik der Fall, wobei diese Abstimmungen deutlich einfacher sind“, so Nagel. Sprich: Alle Änderungen hinsichtlich der Planung müssen durch alle Hände gehen und von allen freigegeben werden.
Hilfreich war sicherlich, dass Metallbau Nagel und Schüco Stahlsysteme Jansen seit vielen Jahren eine faire Zusammenarbeit auf Augenhöhe pflegen, bei der sich beide Seiten als verlässliche Partner kennen und schätzen gelernt haben. „Hinsichtlich dieser Zusammenarbeit wünsche ich mir, dass sie auch künftig so gut funktioniert“, sagt Nagel. „Aber mindestens ebenso wichtig ist es uns, dass Schüco Stahlsysteme Jansen alles daran setzt, weiterhin für die Verarbeiter lieferfähig zu bleiben.“ Ein angesichts der aktuellen Lage, gekennzeichnet durch Materialengpässe und Transportprobleme, verständlicher Wunsch.
Von Seiten Schüco Stahlsysteme Jansen heißt es dazu: „Sowohl Schüco als auch Jansen haben sich frühzeitig und intensiv um die Versorgung mit den wichtigen Rohstoffen auf den internationalen Märkten bemüht. Wir verfolgen die Entwicklungen auf den internationalen Beschaffungsmärkten täglich intensiv. Aufgrund der Verträge mit unseren Lieferanten außerhalb Russlands sowie der aktuell einschätzbaren Auswirkungen durch die Sanktionen gehen wir derzeit davon aus, dass keine kurzfristigen Versorgungsengpässe entstehen. Wir werden auch weiterhin alles unternehmen, um die Versorgung sicherzustellen.“ Dies ist die gute Nachricht in dieser für uns alle außergewöhnlich schwierigen Situation.
Das Unternehmen
Der Betrieb – 1920 gegründet und in der vierten Generation im Familienbesitz, wird heute von Manuel Nagel geführt. Nach dem Studium zum Wirtschaftsingenieur Fachrichtung Bauwesen an der RWTH Aachen mit Abschluss Master of Science arbeitete er zunächst drei Jahre lang als Bauleiter Schlüsselfertigbau bei der Düsseldorfer Firma Goldbeck West bevor er – zusammen mit seiner Cousine Wilma Lange-Hilger als kaufmännischer Prokuristin – das Familienunternehmen von seinem Vater übernahm. Die 30 Mitarbeiter sind überwiegend gelernte Metallbauer; dazu kommen acht Arbeitsplätze im technischen Büro und vier weitere im kaufmännischen Bereich. Zwei Auszubildende ergänzen das Team. Verarbeitet werden vor allem Stahlprofilsysteme (Verhältnis Stahl/Aluminium ca. 70/30 %). In der 2.000 m2 großen Werkstatt stehen dafür ein CNC-Bearbeitungszentrum von Schüco Stahlsysteme Jansen, eine Doppelgehrungssäge und mehrere Rahmenschweißtische zur Verfügung. Für die Verarbeitung von Aluminiumsystemen gibt es ein weiteres CNC-Bearbeitungszentrum sowie eine Elumatec-Doppelgehrungssäge.
www.nagel-metallbau.de